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Autokauf von Georg Klinkhammer

Autokauf von Georg Klinkhammer

Autokauf

von Georg Klinkhammer

Wir konnten uns einfach nicht entscheiden. Ich sage Ihnen, liebe Leser, Autokauf ist heutzutage eine ziemlich komplizierte Sache. Aber unser alter Wagen hatte beschlossen, dem TÜV-Ingenieur zu zeigen, was es alles für Defekte am Fahrzeug geben kann, und so kamen wir nicht drum herum. Als Rache würden wir unsere Kiste dafür der Schrottpresse übergeben.

Wir saßen also in der Küche über die Wochenendausgabe der örtlichen Tageszeitung gebeugt und verglichen die Super-Sonder-Angebote. Besonders schwierig war es deshalb, weil wir nicht auf eine bestimmte Automarke fixiert waren. Wir hatten uns entschieden, über den Preis zu kaufen, wenn man einmal davon absieht, dass meine bessere Hälfte natürlich gewisse Vorstellungen hinsichtlich der Farbe hatte. Ich wiederum war da überhaupt nicht festgelegt. Mir war es völlig schnurz, ob wir später in Silber-metallic, schwarz, weiß oder lila durch die Gegend kutschieren würden. Haupsache, der neue Wagen wäre rot, hätte ein Navigations- sowie ein Soundsystem, mindestens sechs Airbags (das sind die Dinger, die man hoffentlich nie zu Gesicht, ich meine ins Gesicht bekommt), und käme aus einer italienischen Autoschmiede.

Die Zeitung hatte einen mindestens zwanzig Seiten starken Automarkt, und wir waren erst auf Seite zwo. 'Hier', meine Frau zeigte mit dem Finger auf eine Annonce. 'Vier Jahre Garantie, und im ersten Jahr keine Kosten für Inspektionen'. Sie war ein Cleverle. 'Ist doch sowieso fast alles Garantie im ersten Jahr', erwiderte ich. 'Das ist Augenwischerei', meinte ich noch. Sie quittierte meine Bemerkung mit Schulterzucken.

In dem Moment blieben meine Augen an der Zahl 0,0% kleben. 'Und was ist hiermit? Finanzierung ohne Anzahlung mit einem effektiven Jahreszins von null Prozent'. 'Bitte bloß keinen Japaner', entgegnete sie. Ich blies lautstark etwas Luft durch die Nase. Sie hatte ja recht. Mir war ein Auto vom europäischen Kontinent auch lieber, ich meine vom südlichen europäischen Kontinent. Ich meine, aus dem Land, das aussieht wie der linke Stiefel einer Domina.

Jetzt hatte sie's entdeckt. Ein kurzes 'Ja!' entfuhr ihr, als sie mir triumphierend die nächste Anzeigenseite vor die Nase hielt. Ich schaute genauer hin. Männer werden immer misstrauisch, wenn Frauen sich zu sehr freuen. Und siehe da, ich hatte recht. 'Vergiss es', gab ich ihr einen Dämpfer, 'Hier steht, BIS ZU 4.000 Euro für ihren Gebrauchten. Bis zu, verstehst du?' Sie verstand nicht. 'Wir schmeißen unseren doch sowieso weg, dann können wir doch auch noch ein paar Euro dran verdienen', gab sie sich nicht geschlagen. Ich sagte: 'Klar geben die uns was für unsere Kiste, aber dann ist der Rabatt für den Neuen futsch'. Ich sah, wie sie kurz überlegte, ich meine, ihrer rechten Hirnhälfte ausnahmsweise mal eine Chance gab, nur um dann ohne weiteren Kommentar die nächste Seite aufzuschlagen.

Zwei großformatige Anzeigen buhlten um unsere Gunst. Links wurde ein 'SUV' offeriert. Das ist die Abkürzung für 'SÄUFT UNABLÄSSIG (zu)VIEL. Die rechte Seite war von einem Hersteller, der unter anderem ein großes Werk in Köln hatte. 'Der sieht doch hübsch aus, oder?' Meine Frau schaute mich dabei an, als ob sie eigentlich hatte sagen wollen: 'Och bitte Schatz, ich wollte schon immer einen Ford'. Jetzt musste ich mir was einfallen lassen. War aber nicht allzu schwer, und mein Konter war nicht von schlechten Eltern: 'Weißt du, was die Engländer sagen? Ford ist kein Nachname, sondern eine Abkürzung und steht für: Found on road, dead.' Ihr Widerstand schien noch nicht ganz gebrochen und so beeilte ich mich, fortzufahren. 'Und in Deutschland heißt der Spruch:

Ford hat ein Auto gebaut,

es fährt ein wenig laut,

es ist nicht wasserdicht

und fährt auch manchmal nicht.'

'Ich meinte ja auch nur, dass er hübsch aussieht', konnte sie nur noch parieren. Diese Runde ging eindeutig an mich.

Sie blätterte zur nächsten Seite. Nur Anzeigen von Koreanern und Japanern. Hier hielten wir uns erst gar nicht lange auf. Dann kam endlich eine Seite ganz nach meinem Geschmack. Jetzt hieß es aufpassen und meine Worte mit Bedacht wählen. Noch bevor sie in der Lage war, weiterzublättern, hatte ich schon meine ganze Hand auf einer Anzeige. Sie zeigte ein Spaßmobil aus dem Pasta-Land. Rot wie Tomatensoße und mit einem Kühlergrill, dass nach der Schnauze einer Raubkatze aussah. Es schien mir sagen zu wollen: 'Darf ich dir gehören? Reite mich, quäl mich durch die Kurven, überhol' mit mir jeden Benz und BMW.' Alles in mir sagte 'Ja' zu dieser Ehe. Diesen oder Keinen. Aber so konnte ich meiner Göttergattin natürlich nicht kommen. Ich möchte Spaß beim Fahren haben? Vergiss es!

Also kramte ich nach Vernunftsgründen. 'Den sollten wir uns mal genauer ansehen. Hat im ADAC-Crashtest mit Bestnote abgeschnitten und ist billiger als die deutschen Autos'. Mein Blick dabei war bedeutungsvoll, denn jetzt kam die Überzeugungssalve: 'Und Schatz, den hat nicht jeder!' Meine Worte klangen verführerisch und beschwörend zugleich. Aber ich war noch nicht fertig. 'Den gibt es auch in deiner Lieblingsfarbe.' Jetzt war ich mir sicher, gewonnen zu haben. So bemerkte ich denn auch, wie es in ihr arbeitete. Sie schaute den Wagen an, dann wieder mich, dann wieder den Wagen. Nach einer mir unendlich lange vorkommenden Zeitspanne bemerkte sie nur: 'Wozu brauchen wir eigentlich ein Auto Schatz? Wir haben doch ein gut funktionierendes Abo für die Straßenbahn'.



Veröffentlicht am:
07:34:33 02.02.2008

 

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