Mündelheim und Montmatre

"Montmatre" heißt der Stadtteil von der französischen Hauptstadt Paris, der wohl weltweit am bekanntesten und berühmtesten ist. Die vielen Künstler, Poeten und Schriftsteller drückten ihm für lange Zeit ihren Stempel auf. Montmatre ist jetzt europaweit auf der Suche nach einem geistesverwandeten Stadtteil, mit dem es eine Städtepartnerschaft eingehen kann. Doch nicht etwa der Londoner Westend, der Kreuzberg in Berlin oder die Wiener Josefsstadt sind dei bevorzugten Quartiere, mit denen Montmatre seine Patenschaft eingehen möchte. Nein. "Wir sind da auf einen kleinen, unbekannten Stadtteil in der Ruhrgebiets-Ex-Industriestadt Duisburg gestoßen," berichtet Jean Le Memme. "Dieser Vorort heißt Mündelheim."

Was so besonders daran sei, das kann Le Memme auch sagen. "Dort gibt es eine Kfz-Werkstatt." "Kfz" steht dabei nicht für Kraftfahrzeug, sondern für "Kultur- und Freizeitzentrum". Nach Worten der Memme, äh, Monsieur - Herrn Le Memme werden dort die besten Aquarell-Rebhühner in ganz Europa gemalt. Und dieses Kriterium sei entscheidend bei der Vorauswahl gewesen. Die Pariser hätten jegliche Bodenhaftung verloren, berichtet der Pariser Kommunalpolitiker. Sie würden Tomaten und faule Eier auf eine Leinwand werfen und das dann Kunst nennen. Die Künstler aus em Duisburger Süden seien wesentlich bodenständiger. Sie würden das zeichnerisch-malerische, bildhauerische und fotographische Handwerk beherrschen. Das sei schon mehr, als viele Pariser je gelernt hätten. Daß viele Pariser dazu verpflichtet werden sollten, Studienreisen nach Mündelheim zu unternehmen, ist nach Le Memmes Worten ein offenes Geheimnis.

"Paris und Duisburg verbindet ein Chiasmus," hält der Duisburger Künstler Eylert Sörensen dagegen. "Früher hatte Paris mit St. Germain einen Champignon, nein, äh, Entschuldigung eine Champions-League-Mannschaft, die ins Mittelmaß abgesunken ist. Früher war Duisburgs Kunst Mittelmaß. Sie erlebt aber in den vergangenen Jahren einen kometenhaften Aufstieg und ist Champions League in Europa."