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Ritter oder Märchenprinz?

Ritter oder Märchenprinz?

Ritter oder Märchenprinz ?
 
Bin von Statur nicht unbedingt ein Hüne,
doch füll´ ich massenmäßig sicher eine kleine Bühne.
Bin also sozusagen für mein Gewicht ein wenig untergroß,
teils aus eigner Schuld, teils ist´s mein Los.
Ich bin also nicht unbedingt sehr schön und eher klein,
manche sagen, ich hätte figürlich gewisse Ähnlichkeit mit einem „Schwein“.
Nur gut, dass ich charakterlich eher ein Gemütsmensch bin,
auf solche Vergleiche hör ich im Grund genommen gar nicht hin.
 
Mit kurzen Worten, ich bin kein Adonis und kein Apoll,
bin eher wie Bacchus, gesichtsbehaart, dicklich, Wangen rot und voll.
Mit diesem realen Wissen, so ist man eben,
steht man ganz gut mittendrin in seinem Leben.
Doch plötzlich ist dieses Wissen erschüttert und nichts mehr wert,
denn jemand sieht in dir einen Ritter, strahlend und auf weißem Pferd.
Du denkst, dieser jemand muss blinder noch als ein Maulwurf sein,
ist irgendwie verwirrt oder wirft am Ende sogar Drogen ein.
 
Dass jemand nicht nur dein Äuß´res sieht, kann ganz schön verwirren
und du denkst bei dir: „Dieses Engelswesen muss sich irren.“
Schlimm wird’s für deinen Seelenfrieden sicher dann,
wenn dieser Engel zu dir sagt: „Du bist für mich der schönste Mann.“
Vor allem, wenn du dich selbst in diesen Engel hast verliebt
 und er mit jedem Wort die selbstgebaute Mauer niederreißt, die dich umgibt.
„Ist dieser Engel wirklich so blind?“ denkst du für dich ganz insgeheim,
„Ist das real? Ich träume wohl! Gleich läutet der Wecker und ich bin wieder allein!“
 
Da! Der Wecker läutet, um mich zu aufzuwecken und mich in die Realität zu holen,
freudiger Schreck durchfährt mich, als ich mich umblick ganz verstohlen.
Mein Engel ist real, er ist noch da, liegt schlummernd in meinem Arm,
ich spüre seinen Atem, seine Nähe und mir wird wohlig warm.
Dabei kommen mir zwei Zitate in den Sinn, ich beginne sie zu verstehen,
„Liebe macht blind“ und „Lieben heißt mit dem Herzen sehen.“
Er ist für mich meine Muse, ein Wesen, das inspirierend ist und zauberhaft,
das mich beflügelt, ermuntert und mir zum Ich-sein gibt Kraft.
 
Kraft, dass ich Ich-sein kann und gleichzeitig ihr glänzender Ritter auch,
mein strahlender Name ist „Der Ritter mit dem Waschbär-Bauch“.
Nur ein Problem hab ich noch mit dem Gaul, mit diesem weißen,
käm ich mit dem Sattel, panikartig, würde der Lammfrömmste ausreißen.
Darum lass ich das Quälen von Pferden mit meiner Gewichtigkeit sein,
brauch mit keinem Rosse kämpfen, ich kämpfe genug schon beim Schreib´n.
Die Tastatur ist meine Lanze, mein weißes Pferd ist eine Seite am PC,
irr ich mich einmal beim Schreiben, dann tut das auch oft heftig weh.
 
Ich kämpfe mit der Grammatik meist auf abenteuerliche Weise und ganz wild,
nütze schamlosest die künstlerische Freiheit als mein Ausreden-Schild.
Tödlich ist meine Rechtschreibung und manchmal fürchterlich brutal,
mit regelwidrig angewandten Dativ und Genitiv bring ich manches Auge zu Fall.
Jedoch mein Engel steht mir da zur Seite, verbessert mich und greift ein um zu beraten,
bewahrt so der Menschheit Augen vor meinen - meist grauenhaften - Taten.
Wenn´s doch zum Tinten-Ritter will nicht reichen,
kann ich als meines Engels „Märchenprinz“ noch immer durch die Gegend (über Pc-Tastaturen) streichen.


© mobydick (gerhard mutz)
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