Mein Vater meldet sich

Ich sitze mit meiner Schwägerin Ina
bei uns auf dem Dachboden.
Wir halten unsere zweite heilsame Sitzung
mit Elementen aus indianischem Schamanismus,
Reiki und anderen Methoden ab,
die mir bei der Transformation negativer Energien
und letztlich auch der Heilung meines rechten Knies helfen sollen.

Nach einigen Behandlungseinheiten und einer
der Übungen hält Ina plötzlich inne und sagt:
„Ich spüre ganz deutlich die Energie deines Vaters hier im Raum.
Er ist hier bei uns! Warte einen Moment“,
sagt sie zu mir, dann schließt sie die Augen
und versenkt sich in eine mir unbekannte Ebene.

Nach einem Augenblick fragt sie mich nach dem Vornamen
meines Vaters. Ich antworte mit „Walter“.
„War das sein einziger Vorname, oder hatte er noch andere?“,
will sie wissen. „Er hieß Walter Hermann“, antworte ich.
Dann gleichen wir noch sein Geburtsdatum ab.
„Okay“, meint sie und versinkt erneut in Trance.

Ich warte und warte, ohne ungeduldig zu werden.
Irgendwann öffnet sie wieder die Augen.
Sie ist sichtlich erschöpft.
„Er hat hauptsächlich zu mir gesprochen“, sagt sie schließlich,
„aber er hat auch etwas zu Dir gesagt.
Ich versuche, es zu erinnern:

Er sagte, er schaut oft nach Dir.
Und er ist stolz auf Dich! Er ist stolz, was Du alles geschafft hast,
und wie Du Deinen Weg gehst. Du bist auf einem guten Weg,
und Du sollst Deinen Weg weitergehen.“

Ich bin total überrascht und glücklich zugleich!
Mein Vater schaut oft nach mir?
Und er ist auch noch stolz auf mich?
Ich kann es kaum glauben!
Er klingt so sorgsam und behütend.
Das kannte ich kaum von ihm.
Wie muss er sich verändert haben?!

Ich hatte erwartet, dass er noch immer
sehr verärgert und verbittert über mich ist,
weil ich ihn jahrelang so mies behandelt habe –
doch nichts von alledem.
Ich erlebe einen fast fürsorglichen, liebevollen Vater.
Ich bin total gerührt – und irgendwo auch
unheimlich froh und erleichtert.

„Er denkt oft an Dich und macht Dir Mut,
Deinen Weg weiterzugehen“, resümiert Ina.
„Er ist auch bereit, mit Dir in Kontakt zu treten,
aber nicht heute und nicht über mich.
Das muss jemand anderes machen“, sagt sie.
Ich nicke.

Ich bin froh und erleichtert. Wenn ich später mal
in Kontakt mit ihm gehe, dann kann ich auch
meine Fragen stellen, das weiß ich nun.
Mein Vater ist stolz auf mich!
Und er schaut immer wieder nach mir und beobachtet,
wie ich meinen Weg gehe. Wer hätte das gedacht?
Er muss eine 180-Grad-Wendung gemacht haben,
aber wahrscheinlich auch nicht auf die Schnelle.
Manche Dinge brauchen ihre Zeit.
So wie mein Verzeihen und meine Vergebung
26 Jahre Zeit gebraucht haben,
so werden seine Achtsamkeit und Sorge
auch ihre Zeit gebraucht haben.

Ich bin froh und glücklich nach dieser Behandlung
und freue mich darüber, dass mein Vater den Mut gehabt hat,
sich bei uns zu melden…

Für Ina, meinen Vater und mich!

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