Inselwetter

Eine kleine Einleitung zu meiner Geschichte, Kenny Held dieser ganzen verzwickten Geschichte (Hexenmeister und Wächter über die Nacht) hat sich durch Drogen und Alkohol das Gehirn wegeschossen und dümpelt jetzt zwischen der verlorenen Vergangenheit und dem Jetzt hin und her...seine Magie und Kräfte sind erloschen...
Es geht um die Liebe zu einem Werwolf Namens Mark, eine Nacht die sich nicht mehr im Kreis dreht, um das wunderschöne Halbblut Lina, die halb Vampir halb Mensch ist, um Lucien, Will die Werwölfe und Caro der begehrte Blutschatz....
Alles bewegt sich langsam in ein Kaos....und wer gerne meine ganze Geschichte lesen möchte, der soll mir eine Email schreiben, sonst sprenge ich hier noch die Seite...

Caro!!

 Inselwetter

Märchen schreibt die Zeit, und in der heutigen Zeit waren gute Märchen mehr als teuer.
Das Buch, hatte Caros letzten Wunsch erfüllt und die Zeit zurückgedreht, die Erinnerungen waren versunken und die Taten und Dinge erloschen.
Und es war Juni geworden, einer der wohl wärmsten seit 1960, oder nur ein neuer Vorbote für die Klimaerwärmung der Zukunft, das Wetter zeigte sich auch im kalten England von der charmantesten Seite und lud die Menschen in seine Eisdielen und Kaffees ein, sie nahmen das Angebot gerne an und flanierten durch die engen und verschlungenen Straßen der Hauptstadt.
An Touristen mangelte es wohl kaum, sie wanderten in Horden über die Tower-Bridge oder bevölkerten den Big Ben samt Parlament, sie klebten an den Scheiben der Geschäfte und jammerten über die viel zu teuren Dinge dahinter, es war wie immer, und doch war es eigentlich nicht alltäglich.
Caro hatte durch ihren Wunsch die Zeit verändert, die Stunden und Tage verdreht, eine Macht die endlos hätte Unheil gebracht verbannt, Ruhe war eingekehrt, man konnte sie fast in jeder Haarspitze spüren, lies alles vergessen.
Sie war gerade dabei die Stadt zu verlassen, ihr Weg führte sie an den Hafen, dort wartete schon die Fähre, sie parkte auf dem reservierten Parkplatz in der Nähe, legte das Scotland Yard Schild sichtbar in den Wagen und stieg aus, ergriff ihre Tasche und wanderte an die Anlegestelle.
Viele Menschen tummelten sich dort, genüsslich beobachtete sie die Familien, die ganz wild darauf waren eine kleine Schaukel Partie auf eine der Kanalinseln zu wagen, und froh sein würden ohne jeglichen Magenentleerenden Zwischenfall auf diesen Inseln anzukommen.
Eine blecherne Stimme drang aus einem der Lautsprecher, und verkündete die Ankunft des Bootes mit dem Caro ablegen würde, sie mochte das Wasser allerdings die Schaukelei konnte auch sie nicht wirklich leiden.
Alle Passagiere wurden gebeten sich an Steg A zu begeben, langsam erhob sich Caro und lies sich von der Masse mitschleifen, ein Gewirr an verschiedensten Sprachen überflutete das mittlere Boot, die Gäste nahmen in wilder Erwartung platzt und sahen aus den Fenstern, kicherten, diskutierten über die was wäre wenn Frage, falls das Schiff untergehen würde, oder gäbe es genug Rettungsboote, Schwimmwesten oder ähnliches, Caro schmunzelte und setzte sich an einen der Fensterplätze starrte hinaus und lies sich berieseln.
Eine junge Familie mit zwei Kindern gesellte sich zu ihr, „dürfen wir uns zu ihnen setzten?“, fragte die Frau in einem richtig wilden englisch, Caro sah sie nur an und nickte lächelnd, die Frau bedankte sich und winkte ihren Mann herbei, dieser hatte einen Jungen auf dem Arm, ca. vier Jahre alt.
Das Boot legte pünktlich um Drei Uhr Nachmittags ab, und das mit einem lauten dreimaligen Tuten, Caro kramte ein Buch aus ihrer Tasche und schlug es ehrfurchtsvoll auf, dann fing sie an die erste Seite zu lesen, so wie sie es eigentlich immer tat.
Die Frau kramte in einer großen Umhängetasche herum, und förderte Windeln, Fläschchen, Tücher eine alten zerkauten Keks und eine Tupperdose hervor, der Junge setzte sich geduldig auf die Bank während das andere kleine Kind ein Mädchen ein Teil nach dem anderen auf den Boden warf, genervt wies sie das Mädchen zurecht und sah dann mit einem Stirnerunzelnden taxierenden Blick zu ihrem Mann, der nicht wirklich reagierte und die Dose öffnete, zum Vorschein kam ein Apfel, eine Birne und einige Kirschen, mit gierigen Augen setzte sich das kleine Mädchen auf den Schoß der Mutter und fingerte sich ein Apfelstück aus der Dose, an dem sie dann genüsslich herumlutschte.

Caro versuchte sich zu konzentrieren, aber die Umgebung lies es nicht zu, sie sah immer wieder von ihrem Buch auf und verlor die Zeile, nun hatte sie diese erste Seite mindestes zwanzig mal versucht zu lesen, und es gelang ihr nicht sich zu konzentrieren, diese Unruhe auf diesem Boot machte sie ganz wuselig.
Entschlossen klappte sie das Buch wieder zu und lehnte sich zurück, lies die Landschaft an sich vorüberziehen, die Überfahrt dauerte ungefähr 2 Stunden, der Kapitän des Bootes stellte sich als Roger Flanigan vor und begrüßte die Gäste auf das herzlichste, er erklärte die Fahrtroute und die einzelnen Anlegestellen, der Inseln, auf dem Speisedeck gäbe es ein leckeres Buffet, und auch für Unterhaltung wäre gesorgt, eine Live Band würde im Unteren Deck für Stimmung sorgen.
Die Familie war aufgebrochen um sich das Boot anzusehen, sie lehnte ihren Kopf auf die linke Hand und schloss ihre Augen, versuchte zu dösen, bis die Live Band anfing zu spielen, und der sanfte Rhythmus eines Schleichers sie wieder erweckte.
„Du wir kommen aus Deutschland!“, rief der kleine Junge und hatte sich direkt vor ihr postiert, sie schlug die Augen auf, räusperte sich, und wollte gerade einen Satz anfangen als die Mutter ihren Sohn tadelnd mit sich zog, und Caro einen Entschuldigenden Blick zuwarf, sie musste grinsen und winkte nur ab.
„Sind wir denn jetzt nicht mehr aus Deutschland?“, wollte der Junge überrascht wissen und sah seine Mutter überlegend an.
„Doch aber du kannst nicht jeden hier an Bord belästigen!“, meinte sie leise.
„Sie sieht nett aus!“, bemerkte das Kind.

Caro schmunzelte und sah sich wieder um, dann legte das Boot an, Menschen gingen und kamen, die Fahrt verlief ruhig und touristisch, dann kam endlich ihre Anlegestelle, ein kleiner breiter Steg wurde schon sichtbar, die Insel hieß Fryar´s Island, dort sagten sich Fuchs und Hase gut Nacht, dies Insel war eine reine Touristen Insel, ein Pub, eine Kirche, ein Leuchtturm einige Bed and Breakfast, zum ausruhen und relaxen wirklich gut geeignet.
Wieder stürzten die Passagiere die Aussteigen wollten auf den Ausgang zu, und taten so als würden sie sonst nicht an Land kommen, immer diese Touristen Hektik, keiner würde hier an Bord bleiben müssen, mit schweren Koffern, großen Fotoapparaten, Malerstaffeleien und was sonst noch zum relaxen wichtig war verliesen sie das Schiff.
Die Wellen schlugen glucksend an den Steg und der Himmel versuchte sich zu bewölken, und der salzhaltige Duft des Meeres legte sich in die Atemwege, sie mochte diesen Duft.
Knarrend seufzte der alte Steg unter ihren Schritten als sie an Land ging, welch gnadenloses Idyll doch diese Ferieninsel war, überall saßen Möwen auf den Pfählen und begutachteten sie akribisch, dann war Caro angekommen, ihr Weg führte sie in das Tourist Information Center am Hafen, dort lagen die Freizeitangebote der Insel in Form von bunt Illustrierten Flyern aus.
Eine Frau in den Farben der Insel gekleidet saß hinter dem Tresen und versuchte beschäftigt auszusehen, doch im insgeheimen schien sie froh zu sein das endlich wieder eine Fuhre Kundschaft gekommen war, und es dauerte auch nicht allzu lange und die meisten Passagiere des Bootes standen unschlüssig und wirr in diesem kleinen Raum, der nach neuem Teppich und Scheuermittel roch.

„Hallo ich habe ein Zimmer reserviert, mein Name ist Carolin Smith!“, fing Caro freundlich an.
„Hallo und willkommen auf Fryar´s Island, war die Überfahrt angenehm?“, fragte die Frau mit dem festgewachsenen Grinsen.
„Danke sehr angenehm, habe ich zufällig eine Hauptsaison erwischt?“, wollte Caro wissen.
Die Frau unterlies es in ihren Unterlagen zu wühlen, und tippte irgendetwas in ihren Computer, dann wendete sie sich aufmerksam Caro zu und blickte geschäftig durch den Raum, „ja, so in etwa, wir haben diese Saison über, das Piraten-Schmuggler Festival auf der Insel, ein Highlight, so hier habe ich ihre Reservierung, eine Person, Anreise heutiges Datum, Abreise steht noch offen, draußen auf dem großen Platz am Hafen stehen Taxis, falls sie eines benötigen, aber der Weg zu ihrem Domizil wäre auch sehr wunderbar zu laufen, nur gut eine halbe Stunde entfernt!“, erklärte sie und hatte die Wegbeschreibung und das Formular mit der Reservierung auf den Tresen gelegt.
„Danke!“, flötete Caro beschwingt und ergriff die ganze Zettelwirtschaft und verlies winkend die Einrichtung, dort kam ihr wieder die kleine Familie entgegen, sie sahen ziemlich planlos drein.
„Wir sollten in der Tourist Information nachfragen!“, meinte die Frau.
„Wäre einfacher wenn du dich informiert hättest!“, konterte er und zog einen Flunsch.
Caro drängte sich grüßend an ihnen vorbei, auf dem anscheinend neu gestalteten Hafenplatz prangte ein riesengroßer Anker, mit einigen Kettengliedern daran, es wurde langsam fünf Uhr, ein monumentales Plakat hing an einer Fassade und kündigte das große Festival an, sie setzte sich auf eine der im Kreis angeordneten Bänke und faltete den Inselplan auseinander, ein dicker fetter Kreis in Rot markierte ihren Standort, darüber stand sie befinden sich hier, grinsend drehte und wendete sie den Plan, „wie hieß die Straße noch mal?“, flüsterte sie sich leise zu und nahm auch den anderen Zettel zur Hand.
„Ah ja, gefunden!“, bemerkte sie freudig und erhob sich wieder, hier gab es nicht viele Straßen, und die die es gab waren gut Ausgeschildert, langsam wanderte sie an den drei Inseltaxis vorbei, sah nochmals auf den Plan und folgte der Straße, man klappte anscheinend schon um fünf Uhr Nachmittags hier die Gehwege hoch.
Aus einem klitzekleinen Laden strömte ihr ein köstlicher Essensduft in die Nase, der ihren Magen daran erinnerte das sie schon seit dem Mittagessen und das bestand aus einem winzigen Sandwich belegt mit Tunfisch nichts mehr gegessen hatte, sie betrat den Laden, und fand ihn gleich extra cool.
Es war ein etwas langgezogener Raum mit gewölbter Decke die aussah wie in einem Piratenschiff unter Deck, einige alte Funzeln hingen von den Balken, in denen sogar echte Kerzen brannten, sie sah sich ein wenig um, an die Wände schmiegten sich Regale voller Krimskrams und etlichen Büchern, es roch nach Teer, Salz, und unendlichen Piratengeschichten, Caro setzte sich an einen der runden Tische, und schob ihre Tasche mit dem Fuß darunter, eine Frau um die mitte zwanzig wedelte heran, zückte eine Bleistift und zog ein Blatt Papier aus ihrer Hose, „na Miss, was darfs denn sein, ein Stück Hai oder gepökeltes Fleisch, verschimmeltes Brot zur Suppe, harharhar!“, grunzte sie Seemannstechnisch.
Caro kicherte und ergriff die Karte, „ein fades altes Bier wenns geht ohne Schimmel, danach wäre mir eine Kelle alte Suppe aus allem was ihr in der Kombüse finden konntet recht!“, prustete sie und versuchte sehr tief zu sprechen.
Die Dame schien aus der Spur gekommen zu sein und hob ihre Augenklappe, ein zweites blassblaues Auge erschien, sie lutschte an ihrem Bleistift, bis sie in lautes Gelächter ausbrach, zupfte den Dreimast vom Kopf und legte ihn auf den Tisch, schwang sich behände auf den zweiten Stuhl und legte ihre Schreibutensilien bei Seite, „ich heiße Em wie Emma?“, stellte sie sich vor.
„Caro!“, lächelte Caro schief.
„Wie wär’s mit einem echten Insulaner essen, du siehst unterernährt aus Caro vom Festland!“, meinte Em freundlich.
„Ich würde dankend annehmen, Em von der Insel!“, neckten sich die beiden, und kannten sich kaum fünf Minuten.
„Gegen sechs wird das Lokal voll sein, bis dahin kannst du es dir gemütlich machen, ich bring dir ein Bier ohne Schimmel und ein paar Enterhacken, vielleicht hast du ja auch Lust in einem meiner Bücherregale zu kramen!“, sagte sie frisch und ergriff ihren Piraten Hut setzte ihn wieder auf und verschwand im hinteren Teil des Ladens.
Gesagt getan Caro erhob sich wieder und gesellte sich zu den Büchern, lauter alte Schmöker, von der Schatzinsel bis über der fliegende Holländer war dort alles zu finden, anbei befanden sich auch seltsame Dinge wie einige alte Münzen, ein Sextant, ein Kompass, eine Schiffsplanke mit Namen, Muscheln, eine alte Gabel ohne Zinken, und Gruschelzeugs.

Und Em behielt wirklich recht, gegen sechs strömten die Gäste scharenweise in das Lokal, mit unter eine Reihe verwegen aussehender Männer mit langen Bärten, Augenklappen, Holzbeinen und schwarzen Zähnen, ein jeder trug ein Instrument unter dem Arm, es war die Band des abends, mit dem klangvollen Namen The Restroom Pirates, Caro verfolgte das Geschehen mit großen Augen und offenen Mund und vergas ganz die Zeit.
Das Essen schmeckte hervorragend, Em und ihre Crew zauberten ein kulinarisches Meisterwerk aus verschiedenen Speisen die es mit Sicherheit auf einem Piraten oder Schmugglerschiff nie gegeben hätte, vorrausgesetzt es hätte Aida geheißen.
Gegen zwanzig Uhr war die ganze Mannschaft satt gefressen, und lehnte müde und guter Laune in den Stühlen, Caro stellte erstaunt fest, das sie schon längst hätte einchecken müssen, sie trat wie es sich gehörte an den Tresen und wollte zahlen, Em stapfte wogend heran, „zahlen ist hier nicht angesagt!“, rief sie heißer.
„So was dann?“, wollte sie wissen und wartete gespannt auf die Antwort.
„Du kannst das Deck schrubben, oder die Gläser polieren!“, keckerte Em und versuchte ihre Augenklappe zu bändigen, die ihr immer wieder vom Kopf rutschte.
„Gut ich werde morgen antreten!“, schnarrte Caro und verlies das Lokal, machte sich auf den Weg in ihr Bett, ein kleiner schmaler Fußweg führte sie aus der Inselstadt mit vielleicht hundert Bewohnern hinaus, eine leichte Brise begleitete sie, endlich angekommen, im Haus brannte noch überall Licht, sie ergriff den schweren Ring der an der Tür hing und klopfte damit an, es dauert nicht allzu lange und die Tür öffnete sich auch, ein Mann öffnete, er lächelte einladend, „wir dachten schon die Geister der Insel hätten dich verschleppt!“, brummte er freundlich und sah noch dazu aus wie einer der Marx Brothers.
„Tut mir leid, ich bin versumpft, das essen war so köstlich, ich konnte nicht widerstehen!“, schmachtet sie gutgelaunt und wurde herein gebeten.
„Ich heiße Luc, und zeige dir gleich mal dein Zimmer!“, dieser Satz war zwar nicht kurz aber er beinhaltete mit Sicherheit das wichtigste zu so später Stunde.
Sie stellte ihre Tasche ab und sah sich um, Luc war in der Tür stehen geblieben, „schön hier, danke!“
„Gut, das Frühstück wird unten im Frühstücksraum serviert, von sieben bis zehn, wenn du etwas brauchen solltest, dann sags einfach!“, meinte er und zog die Tür hinter sich zu.
Caro trat ans Fenster und öffnete es, man konnte den Leuchtturm sehen, der auf dem Inselausläufer stand und ab und zu das Gebimmel einer Boje hören, und das allerwichtigste, man konnte das Meer schmecken.

Der nächste Tag war ein typischer Inseltag, ein wenig nebelig und kühl zeigte sich Fryar´s Island, sie frühstückte und verlies das Haus gegen zehn Uhr, sie hatte sich von Luc ein Fahrrad ausgeliehen, ein richtig gutes mindestens zwanzig Gänge und federleicht, bewaffnet mit dem Inselplan von Beth, versuchte sie dem Rad-Fußweg zu folgen, er führte sie durch unendlich viel nichts und immer begleitet vom Meer, und ab und an ein Haus, viele Fischer wohnten abseits des Dorfes, oder sollte man Stadt dazu sagen, egal, sie hielt an einem Wegweiser an um sich zu orientieren, „nun wo soll’s denn hingehen?“, fragte sie sich.
„Die Karte sagt links und ich sag rechts, na dann weiter!“, forderte sie sich selber auf und fuhr genau verkehrt, was eigentlich richtig war, den sie hatte die Karte falsch herum gehalten.
Das besagte Reiseziel fand sich ziemlich schnell, eine lange Mauer umrahmte das Grundstück, überall wuchsen Unkrautgräser oder sogar kleine Bäume, der Fahrtwind streichelte ihr Gesicht, sie traf unzählige Wanderer, die Unmengen an Kilometer freiwillig gelaufen waren um zu Hause sagen zu können, was für wunderbare Blasen doch diese Naturwege in Sachen ‚Wellness und Fitness hervorbringen können.
Und dann öffnete sich der Weg plötzlich rechts von ihr, ein großes Schmiedeeisernes protzig verziertes Tor erschien zwischen Sträuchern, und es war offen, sie stieg kurz ab, überlegte, dann brauste sie hinein, in der Auffahrt plätscherte ein Brunnen, dessen Wasser durch den Wind sich fein zerstäubte und ihre erhitzte Haut zärtlich abkühlte, sie ging die Treppe hinauf und drückte den Klingelknopf, eine Frau erschien, sehr adrett und nicht wirklich aus dieser Zeit, ihr Gesichtsausdruck sprach Bände, „bitte!“
„Ich hätte gerne einen Freund besucht!“, versuchte sich Caro total verunsichert.
„Freund!?“, brummelte sie streng, und hob ihr Kinn, die Rabenscharfe Nase zerschnitt die Luft und Caro trat fast unbewusst ein wenig zurück.
„Ja, einen sehr guten Freund!“, setzte sie nach und streckte die Brust vor.
„Gut, dann kommen sie herein!“, polterte sie wie ein Gardeoffizier, „dies hier ist ein Sanatorium, absolute Stille und keine Aufregungen, junges Fräulein!“
Caro nickte eingeschüchtert, und folgte der Dame durch den Flur, überall herrschte ungewöhnliche Stille und undurchdringbare Ruhe, „sollte ich ihnen vielleicht noch verraten wen ich gerne besuchen würde?“
„Ich kann es mir vorstellen!“, sagte die Dame scharf und öffnete eine Flügeltür, dahinter kam noch ein Raum, der aussah wie ein Speiseraum, von dort kam man nach draußen auf die Terrasse und in den Garten.
Luxus pur, exzellent und außergewöhnlich, die Herrschaften spielten Kricket, Tennis, Bridge oder aalten sich auch nur in der Sonne, „so viel zum Thema Sanatorium!“, brummelte sie und folgte der Dame weiter.
„Man bewegt sich hier in den besten Kreisen!“, schoss Rabennase scharf und Caro verstummte.

Dann hielt sie plötzlich an, „dort!“, ihre Stimme hatte das potential einer Gefängniswärterin, mit einer Drehung macht sie kehrt und verschwand, lies Caro alleine zurück und die stand gut verdeckt in einer kleinen Baumgruppe.
Das Dort, das sich ihr darbot war einer der wundervollsten Eindrücke die sie je gesehen hatte, eine kleine Mauer erstreckte sich etwas weiter vorne, und dahinter glitzerte das Meer, und es lag ganz ruhig und sinnlich davor, sie wanderte über den Weg, bis ans Ende des Gründstückes, dort saß jemand auf der Mauer, bewegte sich kaum.
Ihre Gestallt verlor sich im Wind und sie kam sich unendlich fehl am Platze vor.
Angst breitete sich augenblicklich aus wie ein schleichendes Unheil und nistete sich ungewöhnlich grausam ein, war es richtig hier her gekommen zu sein, egal, nun war sie nun mal da, aber es gab keine Worte, zumindest keine passenden, Richard hatte ihr in einem sehr langem Gespräch erklärt was Sache war, nach dem Gespräch war jegliches Gefühl für das Leben verschwunden gewesen, schön das Kenny wieder unter den lebenden weilte aber für was für einen Preis, er hatte sich besser erholt als gedacht, und würde auch kein Pflegefall bleiben, aber nun kam das aber bei dieser Geschichte, sein Körper hatte sich auf die grausamste weise gewehrt, seine Glieder schmerzten bei jeder Bewegung, das mit dem Gedächtnis war so eine Sache, es funktionierte nicht mehr richtig, keine wirklichen Erinnerungen mehr, die Sprache bereitete ihm anfangs auch Probleme, Sätze und Worte purzelten wild umher reihten sich nicht mehr aneinander, Richard hatte ihm diesen Platz hier besorgt um ein wenig zu selber zu finden.

Ohne sich zu erkennen zu geben, wand sich Caro um und verschwand wieder, ihr Herz war in mindestens tausend Teile zersprungen, und sie fühlte die Tränen die an die Oberfläche drängten, schnell schlappte sie über die fein säuberlich gemähte Rasenfläche, niemand nahm sie richtig wahr und das war gut so, robust ergriff sie das Fahrrad und schwang sich auf den modernen Gel Sattel, und trat in die Pedale nur schnell weg.
Sie fuhr wieder auf dem romantischen Weg, und dann traf sie Em, mit einer kurzen Handbewegung veranlasste sie Caro zum halten, „He, Caro wohin des Weges!?“, rief sie ihr freudig grinsend zu.
„Ich wollte mich ein bisschen umsehen, und du?“, ihre Stimme klang dünn und ihr Gesicht machte einen traurigen Eindruck.
„Hast du Lust mit mir shoppen zu gehen?“, ihre Stimme klang ruhig und sie hatte ihr Rad in Caros Richtung geschoben.
„Was musst du denn shoppen, wenn es Klamotten sind dann bist du bei mir an der falschen Stelle!“, sagte sie und hielt schützend ihre Hände vor sich.
Em kicherte keck und ein kleines Grübchen erschien zwischen Backe und Mundwinkel, „keine Angst, sehe ich etwa so aus als würde ich Klamotten shoppen gehen, nein, ich muss das Essen für Iras Kreationen besorgen, ein wenig Fisch und so weiter!“
„Oh, gut, da bin ich dabei!“, lies sich Caro ablenken, ihre Laune hatte sich schlagartig gebessert, Em nickte und rückte ihr Gesäß auf dem alten Sattel zurecht, ihr Rad glich einem Dinosaurier im Gegensatz zu Caros Hightech Teil.
Nebeneinander fuhren sie auf dem Radweg entlang und Em war nicht wirklich neugierig, sie hatte in einer guten halben Stunde mehr über Caro erfahren wie so manche Menschen in einem ganzen Leben nicht.
Die Fahrt endete an einer Küstenzunge, dort stand ein winziges Haus, davor war ein löchriges Fischernetz aufgespannt, mehrere Reusenkästen waren fein säuberlich übereinander gestapelt und überall konnte man Fischer Utensilien finden, Em stapfte über den Weg an das Haus und klopfte, „Cullen ich bin wegen der Fische hier!“, rief sie laut während sie immer wieder an die Tür klopfte.
„Wenn du mir die Tür einschlägst Emma dann werde ich dich mit meinen Reusenkästen versenken!“, grummelte ein alter Mann und trat um das winzige Haus, dessen Original Farbe einmal gelb gewesen sein könnte, er hatte vergilbtes Ölzeug an und roch nach Öl und Fisch, seine Hände waren zerschunden und zeigten viele Risse, er hatte einen Haufen Fische dabei, „also was brauchst du Em!“, fragte er in einem Dialekt, den Caro nicht wirklich auf Anhieb verstand.
„Alles was du so hast, wir haben heute Fisch auf der Karte!“, erklärte Em den alten Mann mit leuchtenden Augen als sie die Fische begutachtete.
„Du hast immer Fisch auf der Karte Em, das ist doch nichts Neues!“, lachte er und sein Gesicht verzog sich runzelig.
„Ja, mag schon sein, aber heute gibt es nur Fisch, Cullen!“, meinte sie leise und nickte.
Der alte Mann packte Em die Fische ein und verschwand im Haus, kam mit einem Glas zurück, drückte dieses Caro in die Hand, die es verwundert an sich nahm, „siehst unterernährt aus Kind!“, polterte er grinsend.
Em ging kichernd in die Hocke und stopfte die Fische vorsichtig in die Tasche die gefüllt war mit Eiswürfel, dann zupfte sie einen Schein aus der Tasche und gab ihn Cullen, der ihn gegen das Licht hielt, „schönen Tag noch Em!“
„Ebenfalls Cullen!“, verabschiedete sich Em und hob die Tasche auf, Caro sah immer noch aus als hätte sie Moby Dick gesehen, „danke und noch gutes fischen!“, rief sie verwirrt ergriff auch einen Henkel der Tasche und ging wortlos neben Em her.
Em hievte die Tasche auf ihren alten Radanhänger, den sie anscheinend selbst gebaut hatte, „weiter geht’s, ach das ist übrigens Cullens super Orangenmarmelade, und die bekommt wirklich nicht jeder einfach so geschenkt!“
„Welch Ehre, aber seh ich wirklich so mager aus?“, fragte sich Caro und lies den Blick an sich hinunterlaufen, schnaubte und ergriff das Rad, die Fahrt ging weiter.
„Warum bist du hier auf dieser Insel!“, fragte Caro während der Fahrt Em, die eine kleine Melodie vor sich hinsummte.
„Weil das der wunderbarste Ort der Welt ist, für mich, deshalb, ich liebe den Sonnenaufgang, das Meer, und den Wind, die Leute!“, erklärte Em geduldig, sie fuhren am Leuchtturm vorbei, dort parkte sie ihr Gefährt und öffnete die Tür des alten Leuchtturms, sie führte Caro die Wendeltreppe hinauf, und drückte dort wieder eine Tür auf, ein kleiner Sturm wehte über den Gipfel des Turmes, „ist denn das nicht schön hier!“, seufzte sie und wiegte den Kopf.
Caro sah sich um, ein wahrgewordener Traum, Em hatte recht war sie kalt geworden, hatte ihr Leben die Konsistenz eines Gefrierschrankes erreicht, was ist geschehen, sie hatte sich die Nacht zu Freund gemacht, und das war die Graue Einsamkeit, sie hatte das Gefühl das sich die Seile um ihren Körper lösten und die Vergangenheit von ihr abfiel, sie wieder durchatmen konnte, alles war plötzlich anders geworden, niemand war mehr wirklich greifbar außer der Wind und ihre eigenen Wünsche und Sehnsüchte, das Buch wirkte wie eine unendliche Friedensbotschaft an die Welt, an ihre Welt, Em knotete ihr buntes Band das sie in den Haaren trug auf um ihre eigentlich kurzen Fransen wieder einzufangen, „wann hat man dich vergessen?“, fragte sie leise und schmunzelte dabei, ihr Gesicht wirkte windgegerbt, und ledrig, aber sie hatte einen feinen zärtlichen Glanz in den Augen der Caro mit wärme füllte.
Caro sagte kein Wort schmachtete dahin, und lehnte an der Brüstung, einige Schiffe tauchten am Horizont auf, „komm, weiter, wir brauchen noch Gemüse!“, forderte Em sie locker auf.
Gemüse das war wohl auf der Insel ein wenig schwierig, da es durch das raue Klima nicht allzu üppig ausfiel.
Dafür gab es allerdings Export und Import Gilbert Kinsley, nach gut zwei Stunden Inselrundfahrt hoch zu Drahtesel schmerzte Caro der Allerwehrteste, sie parkten und wanderten über den Hafenplatz, die Touristen die noch nicht wirklich entschieden hatten was sie heute bei dem etwas durchwachsenen Wetter treiben wollten tummelten sich dort, Em schlurfte über das Kopfsteinpflaster, Caro im Schlepptau, Em trug ein altes ausgebleichtes T-Shirt, obwohl es ein wenig frisch war, dazu eine kakifarbige Workerhose, die jedoch auch ihre besten Tage gesehen hatte und deshalb wahrscheinlich über dem Knie abgeschnitten worden war, ihre Besohlung glich einem Karibischen Sunnyboy mit Surfbord, Flip Flops die bei jedem Schritt quietschten.
Sie betraten die Lagerhallen am Hafen, reges Treiben schlug ihnen entgegen, ein Stapler fuhr durch die Halle beladen mit einer Palette Gemüse aus einem fernen Land, Kinsley stand mit einem Klemmbrett bewaffnet vor der Palette, hatte einen gelben Regenmantel an dazu die passenden Gummistiefel und einen roten Helm auf, „Hallo Gilbert, heute so in Schale!“, rief Em so laut das sie die Arbeiter alle ansahen.
„Oh Em, Kontrolle, nie gut immer mit ärger verbunden, die Sicherheit am Arbeitsplatz, und dann lauter Ignoranten in den Ämtern, dein Gemüse steht hinten Schatz, willst du gleich zahlen?!“, murmelte er und blätterte die beiden Zettel auf dem Klemmbrett hin und her.
„2030, reicht das?“, rief sie im vorbei quietschen, Caro musste kichern.
Kinsley sah auf, steckte den Bleistift in die Klemme, und rückte sich seinen Helm zurecht, sah sich um, sein Blick taxierte Caro, er drückte ihr das Klemmbrett in die Hand und winkte seinem Staplerfahrer, dieser brauste mit einer Palette heran, Gilbert riss einen Karton mit Obst vom Cape auf und fingerte Bananen heraus, nahm Caro wieder das Brett aus der Hand und gab ihr die Bananen, Em hatte sich einen Hubwagen organisiert und kam mit ihrer Ware angefahren, „sieh mal zu das an deine Gast ein wenig hinwächst!“, meinte Gilbert und lupfte seine Helm, kratzte sich am Hinterkopf und verschwand in einem engen schmalen Gang, „danke!“, rief Caro ihm noch nach und wieder fehlten ihr die Worte zu dieser Aktion.

Em schnitt eine Grimasse, und zog ihr Gemüse aus der Halle, packte wieder alles auf den Anhänger und nun war er endlich voll, und die Mittagszeit rückte näher, die Sonne hatte die letzten Nebel verdampft und eine laue Brise flog durch den Hafen, eine kleine Gruppe von Gemeindearbeitern versuchten sich an einer Bühne, „was soll das werden?“, fragte Caro und schob ihr Rad neben Em her, „eine Vorstellung im Rahmen des Piraten Festivals, sie wollen so was wie eine Szene aus alten Tagen nachstellen!“
„Ah wie das Störtebecker Festival!“, stellte Caro fest.
„Den kenn ich jetzt nicht, müsste ich?“, überlegte Em und legte ihre Stirn in runzeln, „vielleicht stellst du ihn mir mal vor den Stottelbecker!“
„Störtebecker, war ein Schmuggler, der sein Unwesen in deutschen Gewässern trieb!“, erklärte Caro ihr und ergriff eine Kiste mit Kartoffeln.
„Auch gut, Ira wir sind wieder da!“, schrie Em durch das kleine Lokal, eine Kochmütze erschien in der Tür zu Kombüse.
„Endlich, ich dachte schon du kaufst wieder mal die Insel leer, hast du den Rum dabei?“, fragte Ira gewichtig.
„Den Rum, den haben wir vergessen!“, sagte Em bedeutend und ignorierte dabei Iras Gesichtsaudruck, verschwand wieder nach draußen und lupfte einen alten Rucksack vom Anhänger, „dann gibt es eben keinen Rumkuchen als Dessert!“, polterte Ira und verschränkte ihre Hände vor dem Körper.
Em wühlte in ihrem Rucksack herum und förderte eine kleine Bauchige Flasche mit Korken zu Tage, in Iras Gesicht schien plötzlich wieder die Sonne, sie ergriff schnell die Flasche und entkorkte sie schnupperte daran, „oh, der ist ja echt, von wem hast du den dieses feine Schlückchen ergattert!“
„Geheimnis!“, grinste Em und lehnte sich an die Theke, „Cullen hat eine seiner Orangenmarmeladen verschenkt!“, zwinkerte sie frech und wieder erschien das Grübchen zwischen Mundwinkel und Backe.
Caro verzog grummelig ihr Gesicht, Iras Augen sahen aus als wären sie speziell nur für sie angefertigt worden, ein Insel Irisch Grün musterte sie „nein sag echt wie konnte das passieren!“, sagte sie lästernd.
„Er sagt sie sei unterernährt!“, warf Em in den Raum und verschwand hinter der Theke, ergriff drei dicke Gläser und goß Whisky ein.
„Ich hab’s schon kapiert!“, meinte Caro beleidigt, Ira legte ihren Arm um die Schulter Caros drückte sie an sich, „wenn du nur lange genug bleibst, dann wirst du dein Image mit Sicherheit aufpoliert haben!“
„Gut, wenn das so ist, dann viel Freude an meiner Wenigkeit!“, lachte Caro und Em schob ihr ein Glas hin, nickte einladend, „du bist uns herzlich willkommen, bleib so lange du willst!“
Ein kleiner Junge kam in den Laden gelaufen, blieb vor den dreien stehen und musterte sie, Caro lächelte munter, „Hey!“, sagte sie.
Em sagte auch etwas zu ihm, doch sein Blick sprach nicht gerade Bände, „er versteht dich nicht, er spricht Deutsch!“, erklärte Caro Em.
„Gut meinte Em, ich nicht!“, sie ging zur Tür und lies ihren Blick schweifen, keine Eltern in sicht, „na dann bleibt er halt hier!“, rief Ira und lächelte ihm freundlich zu.
„Wie heißt du?“, das war der Vorstoß auf Deutsch und dafür erntete sie von Ira und Em beeindruckende Blicke, der Knabe verknotete seine Finger ineinander, „Ralf!“, meinte er und grinste.
„Und wo hast du deine Eltern gelassen Ralf!“, bohrte Caro weiter, und setzte ihn auf den Tresen.
„Ich habe mich umgedreht und sie waren weg!“, sagte er und erspähte die Bananen, Ira gab ihm eine, er sagte danke und aß sie genüsslich.

„Die finden sich wieder!“, sagte Em und trank einen Schluck aus ihrem Glas, und es dauerte wirklich kaum eine Minute und die Frau erschien in der Tür, nach einigen versuchen mit ihrem englisch den dreien zu erklären wie das alles passieren konnte, winkte Em ab und schenkte ihr ein Lächeln, goß noch ein Glas ein und reichte es ihr, sie winkte dankend mit den Händen und auch in ihrem Gesicht erschien ein Lächeln, Caro hielt sich wieder bedeckt und Iras Blick schien tausend Worte zu haben, warum sie sich nicht mit ihr in deutsch unterhielt, wo sie es doch anscheinend flüssig sprach, Caros Finger krabbelten durch die Haare des Jungen, der immer wieder seinen Kopf an Caros Brust lehnte, sie Frau sah von ihm zu ihr, versuchte wieder sich in ihrem grauenhaften englisch mitzuteilen, Ira stupste Caro leicht an, diese trank aus ihrem Glas und fing an zu kichern, die Frau hielt in ihrer Wortsuche inne, „tut mir leid!“, sagte Caro auf deutsch und ein flackern zog sich durch das Gesicht der Frau.
„Mein englisch ist grauenvoll, ich weiß!“, entschuldigte sie sich und ihr Blick lief in das Gesicht ihres Sohnes, ich heiße übrigens Elisabeth!“, stellte sie sich vor.
„Em, Ira, Caro!“, übernahm Em die Vorstellung.
„Komm Ralf, wir wollen nicht stören!“, sagte sie schnell und hob Ralf von der Theke, der sich sträubte und zu meckern begann.
„Er kann gerne hier bleiben, und helfen!“, bot Ira an und lachte wie ein Glöckchen.
Sie sah Caro an, die ihr den Satz übersetzte, neigte ihren Kopf und schien Ralf zu fragen, der sofort lachend nickte, und immer wieder ja sagte, „wann soll ich ihn wieder holen?“
„Em?“, fragte Caro, „egal wies ausgeht, wir müssen noch zu den Schafen, da kann er mit!“, erklärte sie und band sich wieder ihr buntes Band in die Haare.

Caro war zu Luc gefahren, sich eine Jacke holen, er erledigte gerade den Abwasch während seine Putzfrau die Zimmer sauber machte, „hallo Caro, und wie gefällt es dir hier auf der Insel?“
„Super gut, danke!“, rief sie im vorbei gehen, und verschwand in ihrem Zimmer, setzte sich auf das frisch gemachte Bett, und atmete tief durch, dann öffnete sie ihre Tasche und zog das Handy heraus, es war ausgeschalten, ihr Blick fiel auf die Natur, sollte sie oder nicht, stell dich nicht so an verdammt, schalte es einfach ein und dann wirst du schon sehen, „und du mich auch!“, sagte sie sich und legte es wieder weg, sie hatte es Ben versprochen, Handy wenn dann nur im Notfall.

Die Schafe weideten friedlich auf einer kleine Wiese inmitten von Natur und Meer, Em hatte sich umgezogen, wie man das auch immer nennen wollte, sie trug nun hohe Gummistiefel und eine blaue Latzhose, auf ihrem Kopf saß ein alter Cowboy Hut, sie brauste mit einem Quad über die Wiese auf dem Gepäckträger saß ein Border Collie und vor ihr Ralf .
Caro legte sich in die Wiese und lies sich treiben, unendliche Ruhe lies sie sanft entschlummern, bis sie eine feuchte Zunge weckte, eine bunte Hundeschnauze beschnupperte sie, neben ihr erschien Ralf, „das ist Easy und der ist jetzt mein Freund!“, rief er und umarmte den Hund wild.
„Cool!“, entfuhr es Caro sie erhob sich, Em kam dröhnend heran, stieg ab und lies sich neben Caro nieder, nahm ihren Hut ab und zupfte einen Grashalm ab, „wieso habe ich nur das Gefühl das dein Besuch hier auf der Insel einen tiefschürfenden Grund hat!“
„Wie kommst du da drauf?“
„Nennen wir es Inselschläue!“, schmunzelte Em und erhob sich wieder, sie hatte an alles gedacht und wollte auf keinen Fall verhungern, auf ihrem Gerät war ein Picknick Koffer geschnallt, der tausend leckere Dinge beinhaltete.
„Sag mal, wie viele Jobs hast du eigentlich?“, murmelte Caro während sie die Decke ausbreitete und einige Teller und Gabeln aus dem Korb nahm.
„Eigentlich nur den Lokaljob, das mit den Schafen mach ich nur so aus jucks und tollerei, und was treibst du so wenn du nicht gerade auf Inseltour bist?“, wollte Em scheinheilig wissen, und öffnete den Deckel der Tunfischsalat Dose.
„Die rechte Hand des Teufels!“, flunkerte Caro und wich Ems Blick aus, die ihr den Salat unter die Nase hielt, „isst die rechte Hand des Teufels auch Eiersalat?“, fragte Em schelmisch.
„Sehr gerne, und wo werden wir jetzt Ralf und Easy finden?“, meinte Caro leise und sah sich suchenden Blickes nach den beiden um.
Em stand auf und legte die Hand vor die Augen, lies einige kurze Pfiffe los und wartete, „Easy!“, schrie sie lauthals.

„Dann werden wir wohl die beiden suchen gehen!“, murrte Caro und hatte sich auch erhoben, suchte den Horizont ab.
Em war auf das Quad geklettert, und zu Caro gefahren, gemeinsam brausten sie über die Felder, „Ralf, Easy!“, rief Caro.
Sie kamen an einen Sandstrand, dessen Sand weiß schimmerte, und das Meer versuchte sich in einem karibischen blau, und siehe da, die beiden tollten in den auslaufenden Wellen herum, Em steuerte das Gefährt hinunter und Easy kam gleich auf sie zugelaufen, sprang an ihr hoch, „wir haben uns Sorgen gemacht!“, rief Caro vorwurfsvoll, Ralf sah sie betreten an, er hatte seine Schuhe sauber nebeneinander in den Sand gestellt.
„Entschuldigung!“, säuselte er und seine Zehen gruben sich in den Sand, „schon gut, ist ja nichts passiert, na komm wir wollen essen!“, lächelte ihm Caro aufmunternd zu und ergriff seine kleine Hand.
„Was gibt’s den zu essen?“, fragte er schüchtern.
„Schnecken paniert, und dazu grünen Glibber!“, meinte Em Geheimnisvoll drein blickend.
„Oh, gut!“, raunte er und sah sie verheißungsvoll an.
Am anderen Ende des Strandes erschien eine Gestallt, Easy entdeckte sie als erste und sprang wie ein Känguru davon, Em stemmte die Hände in die Hüften und pfiff ihr wieder, „wenn sie nicht so ein guter Schäferhund wäre, aber ich denke das könnte Paul sein, Easy hatte die Person erreicht und hüpfte wie ein Gummiball an dieser Gestallt hinauf, „ja das ist wohl Paul!“, seufzte Em und zuppelte an ihrer Latzhose herum.
„Paul, und?“, Caro wollte neugierig sein und stupste sie an.
„Nichts und, ihm gehören die Schafe und Easy!“, prustete sie und der ‚Wind blies ihr immer wieder eine Haarsträne ins Gesicht.
Besagter Paul war endlich bei ihnen angekommen, begrüßte Em und Caro freundlich, „geht’s meinen Schafen gut?“, fragte er ernst.
„Super, Easy hatte wohl was anderes zu hüten!“, sprudelte Em drauf los und deutet zu Ralf.
Paul nickte, und winkte Ralf, der zurückwinkte.
„Wir wollten gerade essen, und es reicht auch für vier!“, forderte sie Paul auf mit zu kommen.
Caros Blick heftete sich an Paul, er war groß und breitschultrig, sah nicht wirklich aus wie ein Insulaner, eher wie ein Amerikanischer Cowboy um die fünfzig, der auf der Suche nach einem Wasserloch sein Pferd verloren hatte.

„Nein danke Em, wann bringst du Easy nach Hause?“, fragte er brummig.
„Gegen sechs, passt das!“, Em Stimme hatte sich einige Oktaven erhöht, sie schien unsicher zu sein in seiner Gegenwart.
„Sehr gut, ich wünsche euch noch einen schönen Tag, und danke das du dich immer um meine Schafe kümmerst Em!“, lächelte er sanft.
„Bitte Paul, das mache ich doch gerne!“, kicherte sie wie ein Teenager.

„Naturbusche!“, erlaubte sich Caro zu sagen.
„Ihm gehören die ganzen Felder hier, oder wie man das auch nennen will, eigentlich die halbe Insel, sein Urgroßvater war einer der Begründer von diesem Dorf!“, erklärte sie und winkte Ralf.
Gemeinsam quetschten sie sich auf das Quad und Ralf hatte die höchste Freude mit Easy weil er bei ihr sitzen durfte, die drei nahmen auf der Decke platz und bauten weiter an ihrem Luxus Picknick unter der Sonne.

Und dann kreuzte eine Truppe von Reitern ihr Revier, „was ist den das heute für ein Durchgangsverkehr hier!“, polterte Em plötzlich und rollte mit den Augen.
„Jetzt sei nicht so hart, wir waren ungefähr zwei Stunden völlig alleine, und die paar Reiter hier!“
Em schaufelte sich einen Löffel voll Tunfischsalat auf einen Teller und schien zu überlegen, „man merkt dass die Saison kommt!“, sinnierte sie und versuchte sich in einem sehr wichtigen Gesichtsausdruck, sah aber eher nach ich bin am verhungern aus.
„Hey Em!“, rief der Anführer der Truppe, sie hob die Gabel und winkte, die Reiter drehten ab und waren verschwunden.
„Du kennst hier irgendwie jeden, oder?“, bemerkte Caro kauend.
„Logisch, bin hier aufgewachsen!“, schniefte Em.

Wie immer verging die Zeit viel zu schnell, Em musste wieder in das Lokal und Caro brachte Ralf zu seinen Eltern zurück, die Bühne schien fertig zu sein und es hatte sich eine kleine Piratenstadt gebildet, ringsherum eingesäumt von einigen Buden, an denen die Damen des kleinen Ortes Kuchen, Kaffee, und Krimskrams verkauften, wieder war eine neue Fähre angekommen allerdings gingen diesmal nicht sehr viele Leute an Land, Caro fuhr mit ihrem Rad zu Luc, das Bed and Breakfast war voll geworden, im Flur standen mehrere Koffer herum, und lautes Gelächter strömte aus dem Frühstücksraum.
Sie schlich vorbei, wurde allerdings von Luc bemerkt, „Hallo Caro, ich soll dir schöne Grüße von Ben ausrichten und er hofft das du dich hier wohl fühlst!“, rief er brummend und schob seinen Körper durch die Koffer in den Flur.
„Oh, danke, für die Nachricht!“, murmelte Caro und versuchte nicht nachdenklich auszusehen.
„Und?“, setzte er neugierig nach, rückte sein Schürzchen zurecht, das er sich umgebunden hatte.
„Und was?“, fragte Caro nach ahnte schon schlimmes, stand es ihr etwa schon sichtbar auf der Stirn, das sie dringend eine Auszeit gebraucht hatte.
„Gefällt es dir denn wirklich bei uns Kind!“, schnaufte Luc und rückte einen Samsonite Koffer aus dem Flur, dessen Griff immer wieder spurlos im Futter versank.
„Ja, Onkel Luc!“, kicherte Caro und kam wieder die Treppe herunter half ihm den Koffer beiseite zu schieben.
Luc rieb sich seine Nasenwurzel, „diese Koffer machen mich noch fertig!“
„Eher der Inhalt, wie lange wollen die bleiben, drei Jahre!“, neckte sie ihn und bald hatten sie eine Schneise gerückt.
„In welchem Verhältnis stehst du eigentlich zu Ben, oder er zu dir?“, fragte Luc neugierig.
„In einem sehr innigen!“, lächelte Caro und setzte sich auf einen Schalen Koffer.
„Ah ha!“, schlurfte Luc und schien Caro ganz genau zu mustern, sein Kinn schob sich langsam vor und er rieb es sich fest, schüttelte sich danach und machte nur hm, hm, hm.
Caro hatte es geschafft, und hinterlies einen wirren sich in tausend Gedanken drehenden Luc.

Die Gäste strömten auf den Flur, zu ihren Koffern, ein legere gekleideter Mann reihte sich auch ganz brav in die schnatternden Damen um die sechzig ein, die anscheinend nur mit ohs und ahs, oder wie blumig, ausgerüstet waren, die Dame des Kränzchens führte die Truppe an.
Luc hatte sich vorsichtshalber in Sicherheit gebracht, zupfte Caro mit sich, gemeinsam betrachteten sie das wilde treiben, der legere gekleidete Mann schien Besitzer des Schalenkoffers zu sein, und bei sich trug er einen anthrazitfarbigen länglichen Metall Koffer, der Caros Aufmerksamkeit erregte.
„Ich zeige ihnen ihr Zimmer Sir, bevor sie noch ein Trauma erleiden!“, warf sich Luc in die Hölle, zerrte den Mann aus der Masse, der ohs und ahs, dankbar nickend folgte er Luc, und Caro in eine ganz andere Richtung des Hauses, „wollen wir die Damen mal unter sich lassen!“

Der Mann trug seinen Koffer mit einer Leichtigkeit als wäre er leer, was Caros Adleraugen nicht verborgen geblieben war, ihre kriminalistische Intuition erwachte plötzlich wieder, „machen sie länger Urlaub hier auf dieser netten idyllischen Insel?“, fragte sie laut.
Der Mann sah um, „ein paar Tage!“, meinte er knapp und folgte Luc weiter, der in den anderen Teil des Hauses verschwunden war.
„Sie sind wohl wegen dem Festival hier, oder?“, stocherte sie weiter, Luc öffnete eine Türe, ging in das Zimmer und stieß das Fenster weit auf, der Mann stellte seine Koffer ab und behielt den Metallkoffer bei sich, trat ans Fenster sah sich um und nickte nur, „sehr schön genauso hatte ich es mir vorgestellt, danke Luc!“, sagte er und lächelte freundlich.
Caro linste auch durch den Raum, was konnte man wohl alles sehen wenn man aus diesem Fenster sah, sie wollte gerade hinein gehen, als Luc sie hinausdrängte, „wir sollten den Gast erst einmal ankommen lassen!“.
„Sollten wir?!“, schnüffelte Caro und sah noch einmal kurz um, doch Luc hatte die Türe schon wieder geschlossen.
„Wir sind nicht neugierig?“, grinste er verschwörerisch.
„Nein, nie im leben!“, sagte Caro mit einer tiefen Stimme und zwinkerte, „wo kommt er her wie heißt er und wie alt ist er?“, sprudelte sie weiter.
„Wust Ichs doch, Ben hat mich vor dir gewarnt!“, kicherte Luc hechelnd und schob Caro vor sich her.
„Ben hat meine intimsten privatesten Dinge ausgeplaudert!“, rief Caro spaßeshalber.
„Ben meint es nur gut, außerdem wohne ich lange genug auf dieser Insel um ein wenig mit reden zu können, und hier steigen keine seltsamen Menschen ab, zumindest nicht wirklich sichtbare!“, grunzte Luc keck und stapfte die Treppe wieder hinunter.

„Ah so ist das hier, aber die Schmuggler und Piraten, das waren dann wohl keine seltsamen Menschen, oder?“
Luc schnaufte, dann betrat er vor Caro die Küche, ergriff ein Gemüsemesser und drückte es ihr in die Hand, „Schmuggler und Piraten, die gab es, das ist dokumentiert und belegt, aber so richtig geschmuggelt haben die hier nicht, vielleicht Schnaps oder Tabak, aber nichts spektakuläres!“
Caro fing an eine Kartoffel zu schälen, „schade!“
„Bleibst du zum Essen, es gibt was echt Leckeres ein Rezept meiner Mutter!“, meinte Luc stolz.
„Sehr gerne, kochen scheint eine Leidenschaft von dir zu sein?“, wollte Caro wissen und lies die Kartoffel in das Salzwasser plumpsen.
„Ich war mal Koch und das ziemlich intusiastisch, jetzt bin ich aus Leidenschaft Rentner und Hobbykoch, außerdem backe ich für morgen noch einen Kuchen und mache Luc Spezial Erdbeerbowle mit extra großen Fruchtstücken.
Diese Worte zauberten ein Lächeln auf Caros Gesicht und sie vergas diesen Stein der auf ihrem Herz lag für eine kurze Weile, an der Vordertüre rumpelte es, Luc bewegte sich keinen Millimeter, Caro linste Richtung Tür, „ahoi ihr Landratten!“, rief Cullen und war im Flur stehen geblieben.
„Hallo Cullen, komm nur rein!“, forderte Luc ihn auf und legte die Paprika beiseite, trat zu ihm auf den Flur, nahm ihm die Fische ab, gemeinsam betraten sie dann die Küche.
„Ah sehr flexibel euer Gast, das muss ich schon sagen, den sollte man einstellen!“, brummte Cullen und kratzte sich an seinem Seebärbart.
„Hey Cullen!“, grinste sie und legte auch ihre Utensilien weg, Luc hatte eine Flasche aus dem Regal gezaubert und goß drei Gläser voll, „wie gehen denn die Geschäfte?“, wollte er wissen.
„Sehr gut, das liegt wohl an dem guten Wetter!“, entdeckte Cullen freundlich und seine Augen blitzten als er das Glas von Luc erhielt.
„Gute Urlaubszeit, du hast recht, auch bei mir ist das Haus voll, und das sogar über vier Monate!“
„Das liegt auch nur an diesem Festival, eine wirklich gute Idee!“, meinte Cullen und hob sein Glas, Luc tat es ihm gleich und Caro stieß hinzu, „wie lange bleibst du?“
„So lange bis sie mich nicht mehr ertragen können!“, grinste sie und das edle Getränk lief rau durch ihre Kehle.
„Sehr schön, dann hast du sicher morgen Zeit!“, verplante Cullen Caro.
„Hab ich?“, wunderte sich Caro lächelnd.
„Ja, denn ich würde gerne mit dir hinausfahren, dir meine Fischgründe zeigen!“
„Oh, super, sehr gerne!“, rief Caro und ihr Grinsen schien sich über das ganze Gesicht auszubreiten.
„Na dann, wir sehen uns morgen um sechs Uhr bei mir an der Hütte, zieh dich warm an, es ist um diese Zeit noch sehr frisch!“, empfahl er und stellte sein Glas auf die Anrichte verschwand grüßend aus dem Haus.
Luc winkte ihm nach und widmete sich wieder seinem Gemüse, „wirklich bemerkenswert!“, flüsterte er und schnippelte die Paprika klein.

Gegen sieben Uhr wurde gegessen und danach machte man sich für das Festival bereit, Fackeln wiesen den Weg an den Hafen und von überall kamen die Menschen, die Bühne war hell erleuchtet, ein Pirat kassiert den Eintritt und jeder Besucher bekam eine Augenklappe und ein Programm gratis, Em hatte vor ihrem Lokal gedeckt überall hingen Taue von denen alte Laternen baumelten in denen Kerzen brannten, sie selber hatte sich in eine Piratenbraut verkleidet, immer wieder zupfte sie an ihrem Kopftuch, „du siehst echt gut aus!“, meinte Caro und trat zu ihr.
„Hallo du Landratte!“, knarrte sie und lachte grimmig.
„Das sieht gut aus Em, die Deko, da!“, meinte Caro und verschränkte ihre Hände vor ihrem Körper, sah durch die Gegend.
Em beugte sich zu Caro hinüber, „ich habe ein Attentat auf dich vor!“, wisperte Em.
„Bin ganz Ohr!“, flüsterte sie verschwörerisch.
„Kannst du eventuell den Musikern etwas zu trinken bringen?“, fragte Em leise.
„Sicher, warum nicht!“, erklärte sie sich gleich bereit, und beobachtete die Menge, die Stühle füllten sich.
„Sehr schön!“, beide verschwanden im Lokal und Em befüllte schwere Krüge mit Bier, schob ein Tablett mit kleinen dicken Gläsern über die Theke zu Caro, „hier bitte den Whisky für Schauspieler einfüllen!“, Caro nickte, Em verschwand in der Küche, ein Gast betrat das Lokal, es war der Mann mit dem Koffer, „kann ich bei dir ein Glas Bier bestellen?“
Caro sah auf, und schien ein wenig verwirrt, „Gläser gibt es heute nicht!“, meinte sie robust.
„So, na dann ein Fass bitte!“, korrigierte sich der Mann und trat näher.
„Moment!“, sagte Caro und ergriff einen Krug, füllte ihn, „gefällt es ihnen hier?“
„Sehr nette Gegend!“, sagte er locker.
„Wo kommen sie denn her?“, bohrte Caro weiter, der Mann um die vierzig zwinkerte legte einige Münzen auf die Theke, ergriff seinen Krug und verschwand wieder.
Caro schnaubte, nahm wieder die Flasche zur Hand und goß weiter ein, trank dann eines selber, Em kam wieder, „du sollst doch nicht gleich alles selber trinken!“
„Notwehr!“, konterte sie und erhob das Tablett verlies das Lokal, Em folgte ihr mit schwingendem Gang.

„Eine kleine Stärkung die Herren!“, rief sie hinter die Bühne gleitend, versuchte nicht über ihren Rock zu stolpern und stapfte wackelig über eine Treppe, die Bühne selber war eine komplizierte Geschichte, die Theatergruppe hatte ein altes Schiff restauriert, und es zu einem Piratenschiff umgebaut, das sich wirklich im Hafenbecken befand, und sogar segeltauglich war, man wollte so Geschehensnah spielen wie nur irgend möglich.
Ein wahres Meisterwerk der Pyrotechnik, echte Fechtszenen, Schüsse, Männer gingen über Bord das Publikum schien gefesselt zu sein.
Em freute sich wie ein kleines Kind zu Weihnachten über das gelungene Spiel, man enterte und brannte nieder, nach ca. zwei Stunden sank das Schiff, die Gäste klatschten und die Luft brannte, Caro hatte versucht währenddessen diesen Mann wieder zu finden, doch er schien verschwunden zu sein in der Menge.
Bald füllten sich die Tische vor dem Lokal von Em und Ira, Luc wälzte sich zu Caro, „willst du es mir den nicht verraten?“, fragte er sich an seinen Bierkrug klammernd.
Sie sah ihn nur kurz an sie wusste was ihn plagte, „ganz einfach, ich liebe Ben und er liebt mich was ist daran so schwer?“, ärgerte sie Luc der aussah als würde er an seiner eigenen Atemluft ersticken.
„Em schnell!“, rief Caro und winkte wild, schlug Luc auf den Rücken, der hustend krebsrot wurde, Em kam geflogen, „hast du dich verschluckt?“, wollte sie besorgt wissen, Luc schüttelte seinen Kopf und deutete immer auf Caro die sich das Lachen nicht verkneifen konnte.
„Ich kann euch nicht folgen!“, ihr Blick schwenkte von Caro zu Luc, der sich endlich gefangen hatte, „aber er ist doch mindestens dreißig Jahre älter als du, Ben könnte dein Vater sein!“, keuchte Luc
„Und ich seine Tochter, genau!“, quiekte Caro, Tränen liefen ihr bereits vor lachen über das Gesicht.
„Du bist fies!“, warf Em schelmisch tadelnd ein und stellte Luc ein Gläschen mit gar köstlichem Inhalt hin.
Nachdem Luc das Glas geleert hatte fand er auch einige Worte wieder, „welche Erleichterung!“, krächzte er.
„Ich fahre Morgen mit Cullen fischen!“, fing Caro ein anderes Thema an.
„Welch Ehre, er nimmt nie jemanden mit, langsam wirst du mir seltsam erst schenkt er dir seine beste Marmelade und dann noch fischen mit Cullen!“, meinte Em, wurde aber dann wieder an die Theke gerufen.
Luc und Caro waren wenig später in einem sehr wichtigen Gespräch über die Ausbeutung der Meere und den Klimawandel vertieft, zu dem sich der Vater von Ralf gesellte, man hatte sich um den kleinsten Tisch draußen vor dem Lokal gequetscht um es richtig schnuckelig zu haben, langsam machte sich die kalte Seeluft bemerkbar.
Und dann entdeckte Caro wieder den Mann mit dem Koffer, er wanderte über den Hafenplatz mit dem Anker in der Mitte und bog in einen Fackelweg ab, inzwischen waren schon einige Fackeln erloschen, und diesmal hatte er seinen Koffer dabei, und dann wurde sie wieder in das Gespräch gezogen und hatte keine Chance mehr sich weitere Gedanken zu machen.

Das kommen und gehen verebbte langsam, der Platz leere sich langsam, bis eine Person auftauchte die ein wenig Aufmerksamkeit erregte, sie bewegte sich graziös über den Kopfsteinpflasterweg, schnurstracks in das Lokal, Kinsley knuffte Luc leicht in die Seite und machte eine Kopfbewegung in Richtung Theke, dieser sah auch hinein, löste sich leicht aus der netten Runde, und beobachtete diesen Neuzugang.
Luc konnte sehen dass er einige Worte mit Em wechselte, sie nickte nur und ein freundliches Lächeln erschien um ihre Mundwinkel, sie gab ihm ein Bier und kassierte gleich.
Caro verabschiedete sich gerade von Ira, die immer noch durch ihre Küche wirbelte, verlies den Ort des Genusses, Em hatte sich neben die Tür gelehnt und auf sie gewartet, sie mit einer Umarmung überfallen, „ich danke dir für die Unterstützung!“, flötete Em wankte mit Caro hin und her.
„Das hab ich doch gerne gemacht!“, kicherte Caro und drückte Em an sich, doch dann hatte sie das Gefühl von Blicken im Nacken, sie löste sich von Em, die sie mit ihren lustigen Augen tief im inneren Berührte, eine kleine Sekunde kein Wort nur Blicke, Caro legte ihren Kopf in den Nacken und kicherte laut, sah um, und ihr kichern erstarb, Em hatte ihre Reaktion bemerkt, „last euch von mir nicht stören!“, sagte die Person langsam, sah weg.
Caros Blut rauschte in den Ohren wie ein Gebirgsbach, dieses verdammte kriseln breitete sich aus wie ein Unwetter, zu viel Hormone auf einen Haufen, das ging nie gut, Em nahm ihre Hand in die ihre drückte sie leicht, „starr ihn nicht so an!“, flüsterte sie ihr zu.
„wie?“, blubberte Caro gestrandet, Em zog sie mit sich aus dem Lokal in die kühle Nacht, die Gäste waren gegangen, nun waren sie allein mit dem Meer, und der Dunkelheit, „er ist einer von denen!“, bemerkte sie vorsichtig.
„Ja?“, mehr Worte gab es nicht.
„Er ist aus dem Sanatorium!“, flüsterte Em verlegen.
„Und?“, stotterte Caro herum.
„Psychiatrie, na egal…!“, fing Em umständlich an.
„Kommt er öfter?“, Caro hatte wieder zu Worten gefunden.
„Selten, eigentlich, und wenn dann trinkt er nur ein Bier und verschwindet wieder, aber wieso interessiert…!“, sprudelte Em dahin, brach aber gleich, er verlies das Lokal.
„Gute Nacht!“, flüsterte er nur.
Verlegenheit breitete sich aus, „gute Nacht Em, wir sehen uns morgen!“
„Mit Sicherheit, denn ich komme mit zum fischen, denke das Cullen mit dir alleine Angst hat!“
„Das ist ja super, also bis dann!“, rief Caro und ergriff ihren fahrbaren Untersatz, flitzte davon, ein wirklich frischer Wind wehte um ihre Ohren, diese unsagbare Begegnung hatte einen bitteren Nachgeschmack.
Er hatte sie nicht erkannt, oder vielleicht spielte er nur wieder mit ihr, wie er es so oft tat, Wut und Hilflosigkeit kämpften in ihrer Brust, sie strampelte über den Fußradweg am Meer vorbei, Tränen brannten in ihren Augen, sie musste halten, der Wind biss ihr ins Gesicht, mit dem Ärmel wischte sie diese Tränen aus den Augen und schniefte kurz, ihr Blick lief über die schwarze gluckernde Fläche vor ihr, sie konnte es riechen und schmecken, ein kleines Blinkendes Licht bewegte sich auf der dunklen Fläche, plötzlich blinkte es vom Festland zurück, ein Signal, einmal, zweimal, dann war es verschwunden.

Gegen fünf Uhr morgens versuchte Caro ihre müden Knochen aus dem Bett zu bewegen, schlaff schleppte sie sich in die Dusche und versuchte sich wach zu wässern.
Im Haus herrschte noch morgendliche stille, leise um niemanden zu wecken schlich sie eingepackt in alles was sie so dabei hatte in die Küche, dort lag ein Zettel, sie ergriff ihn gähnend, „liebe Caro, Freundin von meinem lieben Bruder Ben!“, dabei musste sie schon kichern, „ich habe dir Kaffe gemacht, der befindet sich in der Thermoskanne, ein paar belegte Brote und das wirklich wichtigste, der Flachmann, aber der ist für Cullen, fisch uns was schönes zum Mittagessen, Gruß Luc!“, las sie leise ergriff den Rucksack verschwand in der Morgendämmerung, radelte zu Cullen, dort hatte Em sich schon in Schale geworfen.
Guten Morgen!“, riefen ihr Em und Cullen gemeinsam zu, sie stellte ihr Rad ab und wurde von Cullen ins Haus geschoben, dort duftete es nach Ham and Eggs, sie frühstückten noch gemeinsam.
Em schlüpfte in ihre blaugelben Regenklamotten, Cullen hatte noch einmal das selbe für Caro bereitgelegt, ein wenig zu groß, aber sehr bequem, bepackt mit Reusen und Angel, Köder, Eimer gingen sie an die Bucht, dort lag Cullens Kutter, Em sprang gekonnt hinauf, während Caro sich überall einhalten musste, das Meer gluckste an den Kutter, Cullen kam als letzter und dann ging die Fahrt los, tuckernd und schnaufend prustete der alte Kutter aus der Bucht, an einigen Bojen vorbei hinaus aufs Meer, die weite legte sich auf die Gemüter, Gedanken waren auf standby, Em lehnte an der Reling und wiegte sich summend hin und her, Caro saß am Ende des Kutters und ihr Blick lief über die ruhige See.
„Er hat schöne Augen!“, warf Em in die Zeit, Caro ignorierte diese Feststellung, wollte nichts davon hören.
„Er sieht gut aus, wir haben schon spekuliert aus welchen Gründen er wohl hier ist!“, stichelte Em weiter.
Wieder kam aus dem hinteren Teil des Kutters nichts, Caro legte ihre Gummistiefel Füße auf eine Kiste.
„Ira denkt dass er aus gutem Hause kommt, vielleicht hat er auch einen guten Job, und Familie, ein Unfall vielleicht, er redet sehr langsam, als ob er sich vorher immer alle Buchstaben zurecht legen würde!“, bohrte Em weiter und summte ihr Liedchen.
Cullen hatte sein Steuer mit beiden Händen fest umklammert, „bald sind wir da!“, rief er hinunter.
Em nahm ihren gelben Regenmantel Hut und zog ihn tieCaro lachte, „sicher was w&u

 

 

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