Kay Löffler
Außerdem erschien der Debütroman „Ermittlungsdienst Chorweiler“, der unter dem Titel "Aus einem Deutschen Getto" in NRW auch zum Unterrichtsstoff wurde.
(Klett Verlag, "TERRA" - Geographie Qualifikationsphase, Oberstufe NRW, S 254).
Mit einer Lesung aus diesem Buch begann 2012 die heute (2018) noch andauernde Besetzung des Hambacher Waldes zwischen Köln und Düren.
Außerdem Aufnahme in den VS (Verband deutscher Schriftsteller)
Den Romanen folgten zwei satirische Anthologien.
"... Löffler kann seiner Zukunft als Autor gelassen entgegen sehen ..."
(Der Herausgeber, Lyriker und Journalist Axel Kutsch im Kölner Stadt-Anzeiger, Oktober 2000)
"... Löffler – man muss es wiederholen – zeigt. Er erzählt nicht, er zeigt, das ist eine seiner Stärken, vielleicht seine größte. (...) Kay Löffler ist (...) ein engagierter Autor, der mit einer wunderbar klaren Sprache die brennenden Themen unserer Zeit behandelt, die manch einer gerne unter den Teppich des eigenen Wohlbefindens kehren würde."
(NRhZ-Online – Neue Rheinische Zeitung, 12/2008)
"Abschreckend, faszinierend und dabei voller Sympathie... Gerade die meistens beklemmende Realität macht den besonderen Reiz dieses Buches aus. Es ist keine reine Fiktion, sondern erzählter Alltag. Und zwar knallharter... Und so beginnt auch Ermittlungsdienst Chorweiler mit dem Fund einer Leiche, eine überaus unappetitliche Angelegenheit und nicht die einzige Szene im Buch, wo sich empfindlichen Naturen der Magen umdrehen könnte ..."
(Kölnische Rundschau, 1999)
"... Der Autor Kay Löffler hat mit Dorf der Wolkenmacher einen wichtigen Jugendroman vorgelegt, der ... auch Pflichtlektüre für alle Erwachsenen werden sollte, die in verschiedenen Gremien über die Vernichtung ganzer Regionen entscheiden. Sollte es tatsächlich so etwas wie eine neue Ernsthaftigkeit in der Publizistik geben, dann kommt Kay Löfflers Buch genau zur richtigen Zeit..."
(Der Journalist Jürgen Streich in "Aussichten", März 2002)
"... So gesehen ist das Frauenhasserbuch nicht nur eine Ohrfeige für die Frau, sondern eben auch eine für den Mann.
Diese schon fast politisch korrekte Art der Satire sorgt natürlich für Käufer und Käuferinnen, wird dem Buchtitel jedoch nicht gerecht; der Hass kommt zu kurz. Und das ist schade." (Eulenspiegel, 10/2006)
„Krystyna“ ist eine erzählerische Dokumentation aus der Zeit vor Polens EU-Beitritt, zusammengestellt aus einer fast dreihundertseitigen Akte eines Ausländeramtes. Zwar sind die Rechtsgrundlagen heute nicht mehr aktuell, aber unverändert werden heute noch aus Menschen Aktenfälle.Örtlichkeiten, Namen und Aktenzeichen mussten aus Gründen des Datenschutzes geändert werden.
Kay Löffler wurde von mir für dieses Portrait ausgewählt,da er in seinen Büchern über gesellschaftliche Probleme berichtet. Kay Löffler berichtet über soziale Brennpunkte,eine unverhüllte Realität macht den Reiz seiner Bücher aus.Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir Menschen,die genau hinsehen und das gesehene in die Öffentlichkeit tragen,unverblümt und ehrlich.Ich glaube das ist Kay Löffler mit einigen seiner Bücher gut gelungen.Dann gibt es noch die andere Seite von Kay Löffler.Ist es Abenteuerlust,ist es eine Flucht vor dem Alltag oder was bewegt einen Menschen dazu für einen längeren Zeitraum,immer wieder in die Ferne aufzubrechen? Diese und andere Fragen möchte ich gern im Interview klären.
Abenteuer Literatur: Herr Löffler, wenn sie sich selbst in einigen Worten beschreiben müssten, wie würde diese Beschreibung lauten?
KL: Männlich, 59 Jahre alt, geschieden, vier Kinder, interessiert am Leben, fasziniert von der Vielseitigkeit desselben.
Abenteuer Literatur: Wie sind sie zum Schreiben gekommen?
KL: Das Schreiben war schon immer da, seit meinem vierzehnten, fünfzehnten Lebensjahr. Ich weiß nicht genau, was es auslöste, oder wer. Vielleicht mein leider viel zu früh verstorbener Klassenlehrer Willi Töller, der sicher gerne mein „Dorf der Wolkenmacher“ gelesen hätte. Vielleicht auch meine Familie, in der es heißt, unsere Vorfahren wären eventuell (!) die Gebrüder Grimm. - Ein Familiengeheimnis, preisgegeben auf einem Sterbebett, aber nie bestätigt.
Vielleicht war es auch Eva Maria Mudrich, bei der ich mich noch kurz vor ihrem Tod bedanken durfte für die Initialzündung, die sie mir in den Siebzigern mit ihrem Hörspiel „Das Glück von Ferida“ gab. Jedenfalls setzte ich mich damals in der ehemaligen Hamburger Wohnung von Helmut Zacharias, in der meine Tante wohnte, zwischen Stapeln von Notenblättern an eine uralte große Schreibmaschine und schrieb meinen ersten Science-Fiction-Roman, kurz darauf einen Pubertätsroman. Beide natürlich bis heute unveröffentlicht.
Abenteuer Literatur: Am Anfang ist das leere Blatt, welches den meisten Schriftstellern Angst bereitet. Wie überwinden sie diese Furcht? Wie füllen sie das leere Blatt mit Leben? Wie funktioniert der Prozess, der im Moment des Schreibens in ihnen abläuft? Was ist das Geheimnis ihrer Kreativität?
KL: Ich habe keine Furcht. Ich muss nicht schreiben. Nicht mehr. Früher war das eine Art Zwang, doch das hat sich gelegt. Ganz bewusst habe ich mich in den Achtzigern entschieden, nicht vom Schreiben oder der Fotografie leben zu wollen. Ich habe heute mein Einkommen, recht gut sogar, und literarisch ist schon fast alles gesagt. Wenn dann doch etwas kommt, der Drang, etwas zu schreiben, dann ist da keine Furcht, sondern ein Spiel. Ein Spiel, das ich spielen kann oder auch nicht. Und wenn ich das spiele, dann nach meinen eigenen Regeln. Manchmal konzeptlos, manchmal detailliert entworfen wie ein Drehbuch.
Abenteuer Literatur: Lassen sie in ihre/n Geschichten - Bücher auch eigene Erlebnisse und Erfahrungen einfließen?
KL: Auf jeden Fall. Ich habe nicht viel Fantasie, viel zu wenig für einen Autoren, also hangle ich mich an dem entlang, was ich erlebe, beobachte, was mich anspringt, sozusagen. Wobei ich versuche, mich selbst möglichst herauszunehmen aus den Geschichten oder zumindest zu verfremden. Es soll nicht um mich gehen, sondern um die Geschichten, um das Erlebte, um das Leben anderer Menschen.
Abenteuer Literatur: Ist es nicht an der Zeit, noch einmal ein Buch zu schreiben welches generell auf Missstände hinweist, oder ist ihr Bedarf in dieser Hinsicht gedeckt? Haben sie literarisch alles gesagt was zu sagen war, oder schlummert da noch etwas in ihnen?
KL: Ich denke, das meiste ist gesagt. Zwei, drei Romanideen schlummern noch in mir, doch ich weiß noch nicht, ob oder wann ich mir diese Arbeit antun werde. Manchmal denke ich, der Humor ist bei mir etwas zu kurz gekommen, vielleicht etwas in diese Richtung. Aber ich könnte mir auch vorstellen, noch einige Altprojekte zu verwirklichen, die zwar keine große Leserschaft erwarten lassen, aber sicher den einen oder anderen Liebhaber finden. So erging es mir jetzt mit den SF-Stories „Von Aufbrüchen und Aussteigern“; da habe ich ältere Geschichten noch einmal verwertet, zusammengepackt mit bisher unveröffentlichten Stories und bin überrascht, dass es momentan mein meistverkauftes (E-)Buch ist. – Ohne Werbung oder bundesweiten Rezensionen und ähnlichem.
Abenteuer Literatur: Wenn sie eine Zeitreise machen könnten, in welche Epoche würden sie gerne reisen? Und in welche historische Figur würden sie gerne einmal schlüpfen?
KL: Da muss ich passen. Vielleicht würde ich gerne Jesus beobachten, herausfinden, was Wahrheit ist und was nicht an dieser Geschichte. Aber in eine historische Figur schlüpfen? – Lieber nicht ;-)
Abenteuer Literatur: Herr Löffler sagt ihnen der Begriff Wolfsgeist oder Wolfsseele etwas? Wenn ja, welchen Bezug haben sie heute noch dazu?
KL: Oh, wie kommen Sie ausgerechnet darauf? Das überrascht mich. Ist das eine Anspielung? Auf dem Jakobsweg traf ich eine Schamanin aus Süd-Afrika. Ich lief ihr über den Weg und sie sagte, ohne dass wir uns kannten: „„Du hast den Wolfsgeist bei dir, gleich neben dir.“ Und ich antwortete: „Ja, vielleicht. Den einsamen Wolf.“ So fühle ich mich manchmal. Doch was sich dahinter verbirgt? Was meinen Sie?
Abenteuer Literatur: Und schon sind wir bei ihrer Reisevergangenheit angelangt. Was haben Sie am meisten auf ihren damaligen Reisen vermisst und wieder zurück in der vertrauten Umgebung genossen?
KL: Nach dem Vorderen Orient und nach Indien: Grüne Landschaften. Deutsches Bier. Rechtsstaatlichkeit. Demokratie. Gerechtigkeit. Sauberkeit. Unbestechlichkeit … Ich kam nach vier Monaten aus Asien zurück und dachte: „Ordnung ist schön“. – Und so begann meine Karriere außerhalb des Schreibens: Beim Ordnungsamt.
Abenteuer Literatur: Was war die Hauptintention ihrer Reisen? Haben Sie das erreicht, was Sie sich von den Reisen erhofft hatten?
KL: Andere Leben sehen. Nur dann kann man seine eigene Umgebung besser bewerten. – Und in meinem Fall auch positiver sehen. Was wollte ich noch? Mir selbst über einiges klar werden. Auch das habe ich erreicht. Ich kann jedem nur empfehlen, sich in jungen Jahren andere Welten anzusehen. Man hält sich und sein Umfeld sonst für den Nabel der Welt, und das sind sie definitiv nicht.
Abenteuer Literatur: Auf ausgedehnten Reisen durchläuft man nicht nur Landschaften, sondern begegnet zahlreichen Menschen, mit unterschiedlichem Alter, unterschiedlicher Herkunft und kulturellem Hintergrund. Erzählen Sie uns von einer besonderen Begegnung?
KL: In Indien bat ein Sannyasin darum, auf der Veranda vor meiner Tür schlafen zu dürfen. Ich hatte eine kleine Hütte in Strandnähe angemietet. Er hatte nichts, außer was er am Körper trug und eine kleine Blechschachtel mit einem kleinen Zweig zum Zähneputzen und einen Brief seines Bruders darin. Mehrere Tage waren wir, naja, zusammen wäre zu viel gesagt. Aber er kam jeden Abend, ging jeden Morgen, und wir unterhielten uns, soweit das möglich war. Er machte mir klar, mit wie wenig man auskommen kann. Und in Griechenland jobbte ich einige Wochen bei einem rollenden Zoo. In meinem VW-Bulli Baujahr 71 saß dann auch schon mal ein Orang-Utan auf dem Beifahrersitz, Seti hieß er. Ich würde gerne wissen, was aus ihm geworden ist. Er war nicht nur ein angenehm schweigsamer Beifahrer, wir mochten uns auch. Es gibt Freundschaften, über Nationalitäten, sozialen Stufen und sogar über die Arten hinweg.
Abenteuer Literatur: Was kann ein einzelner Mensch durch sein Engagement verändern, wenn er nur möchte?
KL: Verändern kann der einzelne Mensch sehr viel, besonders im negativen Sinne. Positiv ist das schon schwieriger. Negatives breitet sich aus wie ein Sturm auf dem Meer, positives eher wie kleine Wellen auf der Oberfläche des viel genannten Sees, in den ein Stein geworfen wird. Generell beantworten kann ich die Frage nicht. Ein Bill Gates mit seinen Milliarden kann viel mehr ändern als der arme Bettler in Nepal. Ein jeder also in seinem Maße. Doch wenn ein jeder sich bemüht, sich zu ändern, seine Fehler auszumerzen, zu bekämpfen, sich stetig zu verändern im Sinne des Guten und Gemeinwohls, dann wären das acht Milliarden einzelne Menschen. – Ein unglaubliches, unvorstellbares Potential.
Abenteuer Literatur: Bismarck schreibt in seinem Tagebuch: »Habe die ganze Nacht durchgehasst. «. Kennen sie das? In wie weit fließen solche Emotionen in ihre Arbeit ein?
KL: Nein, Hass kenne ich nicht. Enttäuschung kenne ich und Ängste und Groll und Unverständnis für das Verhalten mancher, aber Hass …? Nein. In meinen Werken kann ich Hass als Gegenspieler einbauen, zur Spannungserzeugung, zur Weiterentwicklung der Handlung und so weiter. Aber jetzt, wo Sie es sagen: Ich habe das noch gar nicht gemacht, glaube ich.
Abenteuer Literatur: Wären sie lieber ein Löwe in der Savanne oder ein Delphin im Meer?
KL: Ganz klar: Ein Delphin. Das Meer ist abwechslungsreicher, die Delphinweibchen attraktiver, das Essen nicht mühsam und brachial. Und diese Delphingruppen wirken so harmonisch, das hätte ich auch gerne.
Abenteuer Literatur: Haben sie noch einen literarischen Traum?
KL: Den Nobelpreis? Muss ja nicht ganz so viel sein. Ich bin etwas enttäuscht, dass „Dorf der Wolkenmacher“ nie einen Preis erhalten hat. Ein Preis und die Verfilmung dieses kleinen Romans, das wäre mein Traum. Ich habe die Szenen im Kopf: Die Kamera, die sich von der Lichtung mit den Kindern entfernt, nach oben gleitet, über die Baumwipfel hinweg, aus dem Wald heraus, die einsetzende Musik – Michael Jacksons „Earth Song“ – in dem Moment, als dieses gigantische, von Menschenhand gemachte 450 Meter tiefe Loch auftaucht, an dessen Rändern noch die Baumstümpfe stehen. Diese unvorstellbare Zerstörung, damit die Wirtschaft brummt, das Wachstum nicht zum Stillstand kommt, die Reichen noch reicher werden …
Abenteuer Literatur: Welche Erwartungen an kommende Gesellschaftsstrukturen haben sie, und welchen Einfluss wird das Internet an solchen Strukturen haben?
KL: Ich beobachte zunehmend das Bestreben, es besser zu machen als bisher. - Zumindest hier in Deutschland. Ich bin Pessimist. Mir ist es egal, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, es fehlt immer etwas. Und dennoch habe ich die Hoffnung, dass wir diese schwierige Zeit mit all diesen plötzlichen Veränderungen der letzten 200 Jahren bald hinter uns haben und etwas gemächlicher, bewusster, überlegter in die Zukunft gehen. Das Internet hilft, die hierzu notwendigen Strukturen zu bilden, aber auch der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, kritisch auf falsche Entwicklungen zu reagieren. Auch die Kritiker können über das Internet notwendige Strukturen für ihre Arbeit und Informationsflüsse entwickeln. Schwierig ist derzeit noch die Nutzung dieses schnellen Mediums durch schnelle, unkritische Nutzer, die alles im Bruchteil einer Sekunde liken und teilen, ohne sich über die tatsächlichen Hintergründe und Fakten zu informieren.
Abenteuer Literatur: Welchen Ratschlag würden sie einem neuen Autor mit auf seinen Weg geben?
KL: Mach Dir nicht so viel Hoffnung. Wenn Du etwas Vernünftiges machen möchtest, ohne Dich aufzureiben, dann verlasse dieses undankbare Geschäftsfeld. Wenn Du aber „nur so“ schreiben willst, für Dich, zur Klarheitsfindung, zum Frustabbau, was weiß ich, dann mache das, aber bleibe bei Dir mit Deinen Texten.
Abenteuer Literatur: Welche Schriftsteller haben sie am meisten inspiriert?
KL: Tucholsky, wenn ich einen Namen nennen soll. Auch Wallraff. Doch es waren weniger die Schriftsteller, die mich inspirierten, sondern deren Werke: „Das Glück von Ferida“ in der Hörspielfassung, „1984“, „Wir“, „2001“, „Simulacron 3“. – Sie sehen, ich habe einen Hang zur philosophischen Sciene-Fiction. Aber auch „Die Möwe Jonathan“ und „Siddhartha“ gehören dazu.
Abenteuer Literatur: Hinsichtlich unseres literarischen Nachwuchses stellt sich mir noch folgende Frage. Wie reagieren sie auf die zunehmende "Sparpolitik" der Verlage, ausländische Lizenzen, den Werken junger erfolgversprechender deutscher Autoren vorzuziehen? Die Liste der Ausschreibungen zum deutschen Jugendliteraturpreis wimmelt ja nur so von Übersetzungen, und dies bereits seit einigen Jahren. Haben deutsche Talente ihre Erachtens heutzutage weniger Chancen und, wenn ja, warum?
KL: Nun, ich befinde mich längst in einer Verweigerungshaltung. Ich laufe den Verlagen nicht mehr hinterher, verbringe nicht mehr Zeit mit der Verlagssuche als mit dem eigentlichen Schreiben. Ich publiziere entweder als Selbstpublisher oder über meinen kleinen Leipziger Verlag, der als „Druckkostenzuschussverlag“ verschrien ist, bei dem ich aber noch nie einen Cent dazuzahlen musste, auch nicht auf verstecktem Wege durch Mindestabnahmen oder ähnlichem.Das generelle Problem sind jedoch nicht alleine diese Übersetzungseinkäufe, sondern die Konzentrierung der meisten großen Verlage auf gängige, schnelllebige Werke ohne großen inhaltlichen Wert. Unterhaltungsliteratur nach Schema F eben. Alles in allem: Es ist frustrierend. Deswegen mein obiger Ratschlag an die neuen Autoren.
Abenteuer Literatur: Was bedeutet es für sie, Autor zu sein? Was halten sie im Kern für ihre Aufgabe?
KL: Ich habe keine Aufgabe. Keine übertragene, jedenfalls. Das Schreiben kam zufällig, von alleine. Vielleicht eine Art Inselbegabung, mehr ist es nicht. Als Mensch, nicht als Schreibender, ist meine Aufgabe, möglichst zu einer positiven Entwicklung beizutragen. Durch eigenes Verhalten, in meinem Job, in der Erziehung, und natürlich auch im Schreiben. Das gilt aber für alle Menschen.
Abenteuer Literatur: Die wohl obligatorischste Frage von allen: Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
KL: Bücher, gute Musik, meine Freundin. Die Reihenfolge ist keine Wertung ;-)
Abenteuer Literatur: Was macht Ihnen schlechte Laune, was macht Ihnen Freude?
KL: Schlechte Laune: Hunger. Ungerechtigkeit.
Freude: Ausschlafen. Kuscheln. Texte, Filme, Musik mit Gänsehaut-Feeling. Blödsinn und Humor, der mir die Tränen laufen lässt. Verbesserungen, also positive Entwicklungen.
Abenteuer Literatur: Wie sieht ein perfekter Tag für Sie aus?
KL: Schlafen bis mittags. Langsamer Tagesbeginn. Abwechslung bei wenig Stress. Der perfekte Tag muss sonnig sein, lieber zu warm als zu kalt. Und er muss langsam ausklingen, gerne mit einem kalten Bier.
Abenteuer Literatur: Welche Person – aus Roman, Film oder dem öffentlichen Leben würden sie gerne treffen? Und was würden sie zu ihm/ihr sagen?
KL: Oh, da habe ich mir nie Gedanken drüber gemacht. Und da mache ich mir auch keine Gedanken drüber.
Abenteuer Literatur: Was ist Ihre Lebensphilosophie?
KL: Früher einmal: „Sei Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt.“ Heute bin ich weniger Sand als damals. Das Alter und der Job haben mich verändert und für eine neue Lebensphilosophie hatte ich noch keine Zeit.
Abenteuer Literatur: Viele Autoren berichten, dass sie nach einigen Jahren am liebsten alte Werke umschreiben möchten. Gibt es Bücher von ihnen, die sie heute am liebsten noch einmal überarbeiten würdest?
KL: Auf jeden Fall. Jedes einzelne Buch und ständig immer wieder. Ich habe einen ziemlich hohen Anspruch, dem ich nie gerecht werde und der sich auch immer wieder leicht ändert. Von daher könnte ich ständig auch an meinen alten Werken arbeiten. Manchmal muss ich mich geradezu zwingen, es nicht zu tun.
Abenteuer Literatur: Was möchten sie noch loswerden (egal was)!
KL: Meine Schuldscheine. Und meinen Dank. Sie machen sich viel Mühe mit diesem Fragenkatalog, er ist sehr umfangreich und nicht so oberflächlich wie andere Interviews. Das spricht für Sie.
Abenteuer Literatur: Reisen zeigt mir, wie unglaublich weit wir uns von unserem Ursprung, der Natur entfernt haben. Wir sind so sehr davon überzeugt, die Spitze der Evolution zu sein, dass wir es für unser gutes Recht halten, andere Lebewesen und die Erde auszubeuten. Wir sind so sehr davon überzeugt, dieses Leben hier im Überfluss verdient zu haben, dass wir beinahe vergessen, dass es eine pure Laune des Schicksals war, die uns auf diesen Teil der Erde gebracht hat. Und wir haben uns so weit von der Natur entfernt, dass wir beinahe vergessen haben, dass wir selbst ein Teil von ihr sind.
Wir leben in einem Beton-Dschungel, in geschlossenen Räumen, auf einem Plastik-Planeten. Wir bewegen uns in Blechkisten auf betonierten Straßen fort, sitzen den ganzen Tag auf unserem Hintern und verbringen die meiste Zeit damit, auf Bildschirme zu starren, bis uns die Augen tränen. Und abends machen wir die Nacht zum Tag und lassen uns von künstlichen Lichtquellen, Flachbildschirmen und grellen Handy Displays anstrahlen. Während einige wenige Völker es immer noch schaffen, im Einklang mit der Natur leben, versuchen wir alles, um sie uns vom Hals zu halten.
Haben Sie schon einmal einen Camping Urlaub gemacht und gemerkt, wie befriedigend es ist, sich den ganzen Tag lang nur damit zu beschäftigen, einen geeigneten Schlafplatz zu suchen und Essen zu kochen? Das Handy ist ohnehin nach kurzer Zeit leer und das Licht der Taschenlampe ist nicht stark genug, um abends noch viel zu machen. Also geht man mit der Dunkelheit schlafen, um am nächsten Morgen von der Sonne geweckt zu werden. Und schon nach einigen Tagen passt man sich diesem natürlichen Rhythmus des Lichts an. Man ist den ganzen Tag draußen in der Natur und wird abends müde, sobald es dunkel wird. Ich finde, es gibt kaum etwas Erholsameres.
Wie gehe ich mit Problemen um? Ignoriere ich sie, hoffe darauf, dass sie sich von selbst lösen? Nehme ich den Kampf auf? Lohnt sich ein Kampf überhaupt, wenn man auf verlorenem Posten steht? Wenn der Gegner übermächtig ist? Davon handelt der Roman Dorf der Wolkenmacher, der inzwischen an einigen Schulen zum Unterrichtsstoff gehört. Im Braunkohlerevier leben Marvin und seine Freunde sorglos in den Tag hinein, bis ihr Wald gerodet werden soll. In diesem Moment ändert sich ihr Leben, in diesem Moment beginnt das Erwachsenwerden, denn sie nehmen den Kampf gegen den Industriegiganten auf. Pressestimmen: »...Der Autor Kay Löffler hat mit Dorf der Wolkenmacher einen wichtigen Jugendroman vorgelegt, der ... auch Pflichtlektüre für alle Erwachsenen werden sollte, die in verschiedenen Gremien über die Vernichtung ganzer Regionen entscheiden. Sollte es tatsächlich so etwas wie eine neue Ernsthaftigkeit in der Publizistik geben, dann kommt Kay Löfflers Buch genau zur richtigen Zeit...« (Jürgen Streich in »Aussichten«) »... Ein Roman, der den tiefgreifenden Eingriff der Braunkohletagebaue in unsere Heimat literarisch eindrucksvoll verarbeitet...« (Kölnische Rundschau) »Lesenswert« – BUND / Bund für Umwelt- und Naturschutz, Landesverband Nordrhein-Westfalen.
Die Erzählungen von Kay Löffler bieten aber auch einen ungeschminkten Einblick in die sozialen Lebenslagen jener Menschen, die in eine Schicht hineingeboren sind, aus der es kaum ein Entrinnen gibt ...« (Dr. Winfried Kösters in dem Nachschlagwerk »Erfolgreiche Kommunalpolitik«, Raabe, 2001)
In diesem Sinne bedanke ich mich bei meinen Lesern herzlich für das Interesse.