Ich Lebe


Ich lebe noch, ich atme, ich stehe morgens auf, ich wasche mich. Ich ziehe mich an, ich frühstücke, und dann geht der Alltag los. Noch immer Alltag, Hamsterrad. Haustiere versorgen, Haushalt versorgen, alle Tage neu und doch das Gleiche, Urlaub? In dieser Zeit? Wozu und wo und womit? Alles wird so teuer. Überall redet man von Ansteckung, real? Überzogen? Wer blickt schon genau hinter die Zäune der Politik? Wir jammern auf hohem Niveau? Wir haben ein Dach über dem Kopf, zu jeder Jahreszeit passende Kleidung, wir haben genügend zu essen, und doch fehlt was. Es fehlt ganz Entscheidendes, es fehlen die kleinen Lichter im Leben, auf die man sich so besonders freuen kann. Die kleinen Besonderheiten, sie sind rar geworden, die Besuche der Kinder und Enkel, Und sie werden auch anstrengender für uns so viel anders ist das Leben für die Kinder geworden, ihre Interessen sind uns fremder geworden. Die Gemeinschaft, die man meidet, aus Angst sich diese dumme Krankheit einzuhandeln Sie fehlt uns. Immerhin gehören wir zu der Gruppe der sogenannten Vulnerablen. Will man uns wirklich schützen oder schnell loswerden? Wir sind der Gesellschaft nicht mehr von Nutzen, das kriegen wir zu spüren. Und doch sind wir noch eine Gruppe, die auch wirtschaftlich interessant ist, warum sonst gäbe es so viele Altersheime, Pflegeheime, Seniorenresidenzen? Mit uns kann man Geld verdienen, denn die Familien können es nicht mehr leisten, uns Alten mit zu versorgen, uns um sich zu haben mit allen Schwächen und Problemen. Wir sind nicht mehr im Beruf, verdienen kein Geld mehr. Wir zahlen weniger Steuern. Wir sind Kostenfaktor für die Krankenversicherung und selbst den Ärzten sind wir mehr Belastung als Kunden.


Vielleicht nützen wir noch gelegentlich noch als Hausaufpasser oder Oma-Opa Notstopfen bei der Kinderbetreuung mal gefragt.


Wohl dem, der sich wenigstens noch allein versorgen kann und niemandem zur Last fallen muss, wohl dem, der geistig noch klar ist und keine Nervensäge für andere. Als Kunden sind wir noch beliebt, besonders in den Apotheken, ansonsten sind wir bedürfnislos geworden. Wir laufen jeder Mode nicht mehr nach. wir tragen unsere Kleidung weiter, kombinieren mal mit einem neuen Stück Wir verlaschen nicht mehr so viele Schuhe Wir kaufen nicht mehr jeden Deko- Artikel, keine Haushaltswaren mehr, keine Möbel mehr Wir kaufen nur noch nach Bedarf und nicht mehr zu unserer Freude Im Gegenteil, wir beginnen zu reduzieren, uns von Unwichtigem zu trennen. Wir nutzen weniger die Verkehrsmittel. Unser Lebensbereich ist so viel kleiner geworden Unsere Gehstrecken werden kleiner Wir haben uns als Partner aufeinander eingeschliffen und freuen uns täglich, wenn wir zusammen aufwachen, da sind, reden und uns stützen können. Wir sind glücklich, noch beieinander sein zu dürfen. Wie lange noch? Überall um uns rum lichten sich die Reihen. Wir, die wir mal jung waren, voller Schaffenskraft die wir ein Haus gebaut und Kinder groß gezogen haben die wir im Beruf gestanden haben- Wir sind alt geworden überflüssig Ballast der Gesellschaft, die sich immer schneller zu drehen scheint, deren Werte sich so verschoben haben. Die wir immer weniger verstehen, daran teilnehmen können. Wir sind Rentner War früher alles besser?????Aber wir leben noch, und wir leben noch gern.




© Karin Oehl

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