Hänsel und Gretel

Ein armer Förster in Begleitung seiner Frau,
Hat zu ernähren seine Frau, sich selbst und seine Kinder.
Ihr Leben, das war ohnehin schon rau,
Der Armut spreizte Federn, wie ein Pfau,
Und ließ sie ärmlich leben, wie erkrankte Rinder.

Und schweren Herzens hatten sie gedacht,
Die last; die Kinder, in den Wald zu bringen.
„Man würd sie finden und erzieh’n in Geld und Pracht“,
So sagten sie, doch hab’n sie nicht bedacht,
Dass ihn’ die Flucht zurück zum Haus, würde gelingen.

Denn Vaters Sohn, der Hänsel hieß und alles hörte,
Verstand, was ihm und seiner Schwester steht bevor.
Ich weiß nicht, ob es irgendjemand’ störte,
Und ob der Wald dort jemandem gehörte,
Als traten sie aus Böschungen hervor.

Die Axt; sie glänzte in der Sonne leise,
Als sie zum Walde gingen; Tochter, Sohn und Vater.
Und Hänsel navigierte ihre kleine Reise,
Indem er legte eine Spur, auf seine Weise,
Mit weißen Kieseln, allein des Wassers glatter.

Und als der Vater ging allein in jene Richtung,
Wo seine Hütte stand, im Wind zerfallend,
Die Kinder blieben einsam auf der leeren Lichtung;
Doch das ist nicht das Ende, meiner kurzen Dichtung,
Denn Hänsel kannt’ den Weg, vor Freude strahlend.

Sie folgten ihrer Spur aus weißen Kieseln
Zurück zum Haus, wo ihre Eltern schmollten.
Aus ihren Augen sah man Tränen rieseln
Doch durch Gerissenheit von kleinen, frechen Wieseln,
Sie spielten prächtig, ihre schmerzerfüllten Rollen.

Doch blieb ihr Leid nicht wirklich lang’ erhalten,
Als sie zum zweiten Mal, in Richtung Wald marschierten.
Und als die Kinder sich ein kleines Brotlein krallten,
Um damit ihre Spur im Walde zu gestalten,
Sie gingen langsam und nervös zum Wald des Hirten.

So ließ auch diesmal Hänsel kleine Krümel liegen;
Dieselbe Spur zum trauten Heim an jener Lichtung.
Doch sah man Vögel tiefer über Bäumen fliegen,
Als sie stets weiter in des Waldes Tiefe stiegen,
Von ihrem Haus, in die verkehrte Richtung.

Die Vögel, unbewusst der schweren Lage,
Verschlangen schnell und gierig die gelegten Krumen,
Und wenn ich weiter noch an diesem Thema nage,
Und dieses Märchen zu umschreiben, mutig wage,
Erhört die Worte, alter Sprache, stummen.

Und wie ein Schatten schwand der Vater plötzlich schnell,
Ließ seine Kinder wieder mal im Wald alleine.
Die Sonne schien durch Kronen, nicht mehr allzu hell,
Nur auf dem Wasserspiegel, spiegelt’ sie sich grell…
Wieso nahm Hänsel bloß nicht wieder Steine?

So haben sie sich schließlich ganz verirrt,
Um letzten Endes doch ein Haus zu finden.
Doch waren sie am Anfang sehr verwirrt;
Ein Pfefferkuchenhaus mit Guss beschmiert;
Aus dessen Schornstein, sah man Wölkchen schwinden.

Da sie das Brot bereits verschwendet hatten,
Verhungerten beinahe unsre kleinen Waisen.
Doch was sie taten, könnt ihr bestimmt erraten,
Sie bissen sich durchs Haus wie kleine schnelle Ratten,
Und plötzlich hörte man, den Klang von Eisen.

Die Tür ging langsam auf und eine alte Dame,
Mit schwachem Lächeln, schaute hinaus:
„Ich bin nicht blind, auch wenn ich öfter krame,
Nach winzigkleinem Kram, den ich verdamme,
Und ihr esst noch mein Haus, Applaus, Applaus!

Doch seid ihr klein und gut für meine Zwecke…
Ich wollte sagen; kommt doch nur herein!
Ich will des Hungers Wort doch nicht vollstrecken,
Ihr sollt doch essen, euch zum Himmel recken,
Ihr sollt doch groß und stark… Und nahrhaft sein!“

Die Kinder wussten nicht, wohin sie sollten,
Und so sie gingen munter, froh hinein.
Als sie doch wieder etwas essen wollten,
Und sich bereits schon Pfefferkuchen holten,
Trat wieder diese alte Frau hinein.

Ohn’ Regung oder Wort; in vollem Schweigen,
Die alte Frau sie legte schnell in Ketten.
Sie musste erst mit Hänsel treppab steigen,
Um sich vor einem Schlösschen zu verneigen,
Und Hänsel im Gefängnis einzuketten.

Die Zelle war zwar klein und sehr bedrängend,
Doch mangelte es Hänsel nicht an Futter.
Auch Gretel, die von Ketten sehr beengend,
Die ganze Zeit am Herd und Besen hängend,
Zu mästen hatte Hänsel, kraft von Mehl und Butter.

Und eines Tages, als sie beide hörten,
Dass jene alte Frau, verspeisen wollt’ den Jungen,
Sie fassten sie bei ihren schlimmen Worten;
Sie hatten keine Chance zu brechen Kerkers Pforten,
Doch blieb der Hexe Kochen ungelungen.

Und als die Hexe ihre Speise prüfen wollte;
Naja, wie dick der Hänsel ist, wie füllig,
Sie ging zur Zelle, wo er sich erholte
Und unbemerkt ein’ Knochen aus der Suppe holte,
Und der war alles andere als Bullig.

Sie dachte, dieser Knochen könnt’ der Finger sein,
Doch war er dann zu dünn, zu dürr zum Essen.
Doch führt’ sie ihn zum Ofen, aus verkohltem Stein,
Und wollte ihn schon legen, in die Öffnung rein,
Doch hat sie die Gewürze noch vergessen.

Und dann, als sie nicht sah und nichts bedachte,
Die Kinder stießen sie dann selbst, in ihren Ofen.
Wie Hänsel sich gerollt hat, wie er lachte,
Als er aus dieser Frau ein Kotelett machte,
In des Gedichtes kurzen letzten Strophen.

Nun war’n sie frei, mit Gold in allen Taschen…
Wo war das bloß versteckt in solchen Hütten?
Und ohne sich zu kämmen und zu waschen;
Denn nur daran gedacht, Geld zu erhaschen,
Und mit nach Haus’ zu nehmen volle Bütten.

Ich fass mich kurz; der Vater kam sie holen,
Um später dann, steinreich, zu geh’n zurück.
Zwar war das Geld nicht ihr’ und auch gestohlen,
Doch konnten sie sich von dem Schreck erholen
Und lebten bis zum Tod, im reichen Glück.

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