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Schreiben – Was bringt es überhaupt?

Schreiben – Was bringt es überhaupt?

 

Der rasante Erfolg von Apps wie Snapchat zeigt, dass Fotos und Videos Millionen Menschen im Alltag abholen. Texte wirken dagegen wie Dinosaurier. Wer will schließlich noch diese Dinger namens Buchstaben mit den Augen abgrasen, um sich Infos oder einfach nur ein bisschen Unterhaltung im Netz zu holen?

Ist Schreiben noch Schreiben?

Wenn wir es genau nehmen, dann können wir in der heutigen Zeit nicht mehr wirklich von der Tätigkeit des Schreibens reden, denn wir meinen damit vornehmlich das Tippen auf der Tastatur. Hier hat über die Jahre also ein Bedeutungswandel stattgefunden. Wenn wir schreiben wollen, machen wir uns mehr Gedanken um das QWERTZ-Layout als um eine ausreichende Reserve von Füllerpatronen.

Während die meisten Leser dieses Artikels trotzdem noch mit Kuli und Federhalter umgehen können, sieht es bei den nachfolgenden Generationen anders aus: Schüler verlernen allmählich die Handschrift. Gleichzeitig legen 96 Prozent der Eltern großen Wert auf die Fähigkeit, mit der Hand schreiben zu können.

Wie aber ist diese Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu deuten, und hat sie etwas mit dem Schreiben an sich zu tun? Nicht unbedingt. Denn Texte werden immer benötigt. Selbst User von Snapchat kommen nicht gänzlich ohne sie aus. Auch wenn Glückskeks-Zettelchen im Vergleich zu stenografischen Snapchat-Schnipseln wie epische Romane wirken.

Ungebrochene Faszination

Schreiben ist nicht nur eine Tätigkeit, sondern das Meer, auf dem wir in zahlreiche Richtungen rudern können. Und Blogger rudern fleißig, Autoren sowieso, aber natürlich auch Journalisten, Protokollanten und Kritiker. Das Schreiben durchdringt den Alltag, hinterlässt seine verräterischen Spuren in Polizeiberichten, Krankenakten, Gesetzestexten, Pressemeldungen, in Speisekarten, Werbeflyern und auf der Rückseite unseres Lieblingsmüslis – einfach überall dort, wo Menschen zusammenleben.

So angesagt Videos, Infografiken und Fotos auch sein mögen: Schrift werden sie nie verdrängen. Ich greife jetzt mal ganz tief in die Mottenkiste und sage: Schon zu Urzeiten haben wir Menschen neben Zeichnungen auch Symbole an Höhlenwände gekritzelt. Und Buchstaben sind ebenfalls Symbole, denen wir eine Bedeutung beimessen.

Dass die Handschrift hingegen nicht allzu beliebt ist, wundert wenig, wenn man den Siegeszug von Messeging-Diensten und sozialen Netzwerken betrachtet. Kinder und Jugendliche wachsen mit Facebook, Twitter, Snapchat etc. auf, doch Erwachsene sollten sich nicht aus der Gleichung stehlen – oder wann hast du zuletzt einen Brief per Hand geschrieben …?

Die Wirkung des Schreibens

Schreiben ist also mehr als die bloße Vermittlung von Informationen. So lernen Patienten innerhalb einer Poesietherapie, ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen und zu Papier zu bringen. Allein diese Tätigkeit kann befreiend wirken und zu einer Besserung beitragen.

Auch in unserer Umgangssprache haben Formulierungen wie „sich etwas von der Seele schreiben“ ihren festen Platz. Therapeutisches Schreiben liefert somit eine Entlastungsfunktion, was wir beispielsweise auch an autobiografischen Romanen und Kurzgeschichten erkennen können.

Natürlich gibt es auch andere kreative Kanäle, mit deren Hilfe der Mensch seine Gefühle zum Ausdruck bringt. Schreiben scheint uns jedoch in besonderem Maße anzusprechen. So haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das Schreiben mit der Hand die Erinnerungsleistung der geschriebenen Inhalte fördert und die Vorstellungskraft dessen, worüber man schreibt, erhöht.

Was beim Bloggen passiert

Zugegeben, wir können diese Erkenntnisse nicht 1:1 auf das Bloggen bzw. auf das Schreiben von Online-Texten übertragen. Dennoch setzen wir uns bei jedem Beitrag aktiv mit unserem Thema auseinander. Wir recherchieren, führen Fragmente zusammen, überarbeiten, streichen und feilen an unserem Text. All das führt dazu, dass wir tiefer in die Materie eintauchen und neue neuronale Verknüpfungen bilden.

Blogbeiträge bzw. Magazin-Artikel werden also nicht nur für deren Leser geschrieben, sondern auch für den Verfasser. Wir alle wissen, wie es ist, uninspiriert und unter Druck zu schreiben. Man nennt es auch Klassenarbeit. Doch wenn das Schreiben auf freiwilliger Basis erfolgt, bereitet diese Tätigkeit Freude – unabhängig vom Ergebnis.

Ich schreibe, also ist es gut?

Es ist natürlich nicht verkehrt, für ein Publikum schreiben zu wollen. Ich kenne jedenfalls niemanden, der Texte ausschließlich für die Schublade schreibt. Vielen Autoren steht jedoch das eigene Ego im Weg. Denn sobald wir für jemanden schreiben, sei es eine Zielgruppe oder eine Reader Persona, stehen wir als Autoren im Hintergrund.

Allein die Qualität deines Textes entscheidet dann, nicht deine Befindlichkeiten oder dein Wunsch, dich „auszudrücken“. Schreibende sollten also nicht die Kriterien von Texten mit ihren eigenen Vorlieben verwechseln. Ein Text für das Publikum muss immer auf selbiges abgestimmt sein.

Schreiben für die Ewigkeit?

Auch wenn schnelllebige Formate dem Schreiben nur zu gern die Existenzberechtigung absprechen würden: Der Alltag zeigt uns an jeder Ecke, dass Texte als Ergebnisse des Schreibens nicht verschwunden sind. Ob kurz oder lang – sie werden in vielen Bereichen des Lebens benötigt. Texte sind daher weit mehr als überflüssige Ergüsse nostalgischer Poeten.

Im Gegensatz zu Videos und Bildern sind Texte unaufgeregter. So wird die emotionale Wirkung von Videos im Vergleich zu Texten hervorgehoben. Natürlich üben bewegte Bilder eine weitaus stärkere Wirkung auf uns aus.

Ein Text erfordert schließlich eine aktive Auseinandersetzung, schult jedoch genau aus diesem Grund die Konzentration und trainiert das Gehirn – und ist damit nicht minder effektiv. Bei Bewegtbildern bleibt die Fantasie angesichts der fertigen Kulisse auf der Strecke. Lesen macht nicht nur schlau, sondern ist schließlich auch notwendige Bedingung für gutes Schreiben.

Fazit

Ob wir einen Glückskeks aufbrechen oder einen interessanten Post zum Thema Content-Marketing lesen: Das Schreiben ist auch in Zeiten der digitalen Revolution fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens. Eine komplette Verdrängung durch andere Formate ist daher ebenso unwahrscheinlich wie unsinnig. Besser wäre es, die verschiedensten Inhalte miteinander zu kombinieren, um den Usern ein rundes Gesamtpaket zu liefern. Oder einfach mal ein Buch zu lesen bzw. sogar eins zu schreiben. Das soll nämlich Gerüchten zufolge auch Spaß machen.

Hältst du Texte für Dinosaurier oder schreibst du noch? Und falls Letzteres zutrifft: Warum und wofür schreibst du?

Quelle: Zielbar



 
 
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