Die Geschichte vom einsamen Elefanten

 

 Die Geschichte vom einsamen Elefanten

 

Es war einmal, ein kleiner Elefant, irgendwo in Afrika, der lebte mit seiner Mutter in einer großen Herde, man könnte auch sagen in einer Elefantenfamilie. Der Kleine spielte und tollte umher und wenn er Lust hatte zu baden, dann plantschte er im nahegelegenem See,  in dem die Herde auch ihren Durst stillte.Die Mutter von unserem Wildfang passte gut auf und lies den Kleinen keine Sekunde aus ihrem Blick.

Kongo, so nenne ich unser kleines Elefantenkind, kennt noch keine Gefahren, die ringsumher überall lauern. Es könnte plötzlich ein Krokodil aus dem Wasser auftauchen, das würde sicher brenzlig werden für ihn. Auch Löwen haben Hunger, und ein junger Elefant käme da gerade recht. Doch die wachsame Elefantenmutter ist sofort zur Stelle und so hat der Kleine nichts zu befürchten. Wer nimmt es schon mit einer starken ausgewachsenen Elefantenkuh auf?

Wenn Kongo müde wird, dann kuschelt er sich ganz dicht an Mama und sein kleiner Rüssel verschlingt sich mit dem großen Rüssel der Mutter. Ein Herz und eine Seele sind die Beiden, unzertrennlich, glücklich und zufrieden.

Aber dann, eines Tages, wurde alles anders...

Was passiert da gerade? Kongo wird nervös. Autos rasen heran, laut heulen die Motore auf, hinter den Autos große Staubwolken, Unruhe steigt in Kongo auf. Alles geht so schnell. Männer springen aus den Autos, auf ihrem Rücken tragen sie Gewehre. Kongo versteht nicht,  was da gerade geschieht. Jedoch ahnt seine Mutter die Gefahr und weiß, etwas sehr Schlimmes wird passieren...

Diese nahende Gefahr heißt Mensch und dagegen wird selbst die starke Elefantenmutter machtlos sein. Sie wird ihr Baby nicht mehr lange beschützen können. Dann – ein lautes Geräusch, Kongo zuckt zusammen. Ängstlich läuft er hin und her und kann nicht verstehen, warum die Mutter nicht auch unruhig wird. Regungslos bleibt sie liegen. Das laute Geräusch, es war ein Schuss und jetzt liegt die Elefantenmutter im Sterben. Ihr letzter Blick geht noch einmal hin zu ihrem Baby, so als wolle sie zu ihm sagen, ich kann nun nicht mehr auf dich acht geben, du musst schnell erwachsen werden und lernen, auf dich selbst aufzupassen. Dann läuft eine letzte Träne aus den großen Elefantenaugen. Ihr Rüssel versucht noch einmal sich zu erheben und nach Kongo zu greifen, aber sie schafft es nicht mehr.

Dann ist es still, unheimlich still.

Langsam versteht auch Kongo, was gerade geschehen ist. Seine Mutter ist tot. Menschen können grausam sein. Das friedliche Familienleben, es ist nun vorbei.

Böse, herzlose Menschen jagen Elefanten und töten sie, weil die Stoßzähne wertvoll sind. Für die Elfenbeinzähne bekommen die Wilderer viel Geld. Es ist ihnen egal ob Elefantenbabys allein ohne Mütter zurückbleiben, so wie nun auch unser Kongo. Die glücklichen und sorglosen Zeiten sind zu Ende. Nun ist er allein und traurig, sehr traurig.

Viele junge Elefantenkinder bleiben allein zurück, denn nicht nur die Mutter von Kongo wurde erschossen, so wie ihr erging es noch vielen Elefantenkühen. Die toten Elefanten lagen alle da und die Wilderer sägten ihnen ganz brutal die Stosszähne ab und luden das Elfenbein auf ihre großen Autos. Dann fuhren sie schnell weg und überließen die Elefantenkinder ihrem Schicksal. Weil Kongo schon etwas grösser war und viel von Mama gelernt hatte, so konnte er überleben. Viele andere Elefantenbabys aber, wurden das Opfer von Raubtieren und hatten keine Chance, ohne den Schutz der Mutter groß zu werden.

Kongo wird sich immer an dieses schlimme Erlebnis erinnern. Selbst wenn er einmal ein großer, erwachsener Elefant sein wird .Die Angst, dass auch er einmal wegen seiner Stosszähne sterben muss, sie bleibt in ihm.

Manchmal, wenn er ganz traurig und allein durch den Dschungel streift und es ganz still ist, dann hört er plötzlich wieder dieses laute Geräusch, er zuckt kurz zusammen und dann  denkt er an seine Mama und wie glücklich er doch war mit ihr, bis zu diesem Tage, als der Schuss fiel...

Viele Jahre sind seitdem vergangen. Kongo wuchs heran zu einem wunderschönen Elefantenbullen. Er blieb jedoch immer ein Einzelgänger, konnte das Schlimme, was er einst erleben musste nie richtig verarbeiten und schon gar nicht vergessen .

Zu den Menschen hatte er niemals Vertrauen, obwohl ja nicht alle böse sind, so wie die Wilderer es damals waren. Aber das konnte Kongo ja nicht wissen. Immer wenn er Autos in der Ferne hörte, suchte er schnell den Schutz im Dickicht des Waldes und versteckte sich. Die Angst ist ganz tief in sein Herz gekrochen und auch immer dort geblieben.

So lebte Kongo allein und einsam bis er sich eines Tages, im hohen Alter aufmachte um den sogenannten Elefantenfriedhof zu suchen. Das ist ein Platz an dem die Tiere ihre letzte Ruhe finden wollen. Es muss wohl ein sehr schön gelegener Platz sein, denn es gehen viele, alte Elefanten, dort hin, um genau dort, an diesem schönen Platz zu sterben. Dort legte auch Kongo sich nieder und schlief ganz ruhig und friedlich ein. Bevor er jedoch hinüberschwebte ins Himmelreich der Elefanten, träumte er noch einmal... er sah seine Mama in ihrer letzten Stunde, sah die Tränen, die aus ihren großen Augen liefen. Er hätte seiner lieben Mama so gern auch diesen friedlichen Tod gewünscht den er nun vor sich hatte. Alt werden, sich einfach hinlegen und einschlafen können, so wie Kongo es nun auch machte.

Sterben,  wenn die Zeit gekommen ist – aber nicht,

wenn Menschen es wollen ...

© Maria Kindermann

 

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