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Et kütt, wie et kütt

Et kütt, wie et kütt

Es ist Montag, ein Tag wie viele. – Morgens, nach dem Frühstück und den drin-gendsten Hausarbeiten geht es ab in den Keller zu den kranken und verletzten Tieren.

Fertig bin ich noch lange nicht, da geht das Telefon. Ein Mann hat eine Igelfamilie, der es offensichtlich gut geht, in seinem Garten. Er will in zwei Wochen in Urlaub fahren und möchte die Igel gern unterbringen. Da die Igel schon mit Mutter laufen und alle gesund zu sein scheinen, habe ich dem Mann dringend geraten, alles so zu lassen, etwas beizufüttern. In zwei Wochen sind die Kleinen ohnehin so weit, dass sie eigene Wege gehen können. Ggf. könnte im Urlaub wohl mal der Nachbar etwas Trinkwasser und ein Futterschäl-chen rausstellen...??? Aber Nachbarn mal zu fragen scheint heute kaum noch möglich.

 

Ich wurschtele mich weiter durch die Hinterlassenschaften der Nacht, stelle Futterschalen in die Spüle, wiege Igel, gebe Medikamente, schaue nach Wunden und wieder – ...Telefon!

 

Diesmal ist es ernst. Ein dicker Igel ist in einen Hundezwinger eingedrungen. Der Hund hat ihn zerbissen. – Müsste wohl genäht werden.

Ich setze Himmel und Hölle in Bewegung, rufe meine Tierärztin an, die mal wieder keine Zeit findet. Ich rufe eine weitere Tierärztin an, die viel weiter weg praktiziert. Sie wird dem Igel schnell helfen, obwohl auch bei ihr „der Busch brennt“

. Ich mache weiter und warte auf den gebissenen Igel.

 

Telefon: Dem Igel kann man nicht mehr helfen, er ist gerade gestorben. Das ist traurig, aber nicht zu ändern. Also rufe ich die bereitwillige Tierärztin an, dass der Kelch an ihr vorübergeht.

 

Und ich mache weiter, bis auch das letzte Gehege gereinigt, der letzte Igel angeschaut und versorgt ist. Zwischendurch wird ein zweites und ein drittes Mal ein Gehege frisch gemacht, weil da so kleine „Wildsäue“ ihr Unwesen treiben. – Natürlich macht es Sinn und Freude, gerade dann sein Häufchen und Bächlein auf die frische Zeitung zu platzieren. Man hat ja Personal...

Kaum vom Hundespaziergang zurück, schaue ich auf das Telefon. – Der Anrufbeantworter blinkt. Ich höre das Band ab und mir „schwillt der Kamm“. -,, Können Se nich eben nach Kerpen kommen, einen Igel abholen?“ Ich rufe zurück. Der Teilnehmer ist nicht daheim. Ich spreche auf Band, mache der Frau höflich klar, dass ich kein Lieferservice bin und auch kein Pizzabote. Sie möge mich doch anrufen und sagen, warum ich den Igel abholen soll. Es ist 19.00 Uhr. Sie ruft tatsächlich an. Ja, der Igel wäre da immer im Garten und sie führen in Urlaub... - Es war nicht so leicht, ihr klar zu machen, dass der Igel ein Wildtier ist und sich allein zu versorgen hat. Wenn er allerdings an eine Futterstelle gewöhnt ist, möge sie doch die Nachbarn bitten, den Igel für die Dauer des Urlaubs zu - 2 – Tja, ... und dann kam noch die Frage, ob sie ihn denn bringen kann, wenn es auf den Winterschlaf zugeht. Auch da musste ich ihr klarmachen, dass Igel sehr wohl einen Platz im Freien für den Winterschlaf finden und ein gesunder Igel keine menschliche Hilfe braucht. Manchmal fällt es mir schwer, freundlich zu bleiben. Ich sagte ihr noch, dass sie mich gern anrufen kann, wenn ein Igel krank oder verletzt ist. Das Gespräch ging friedlich zu Ende.  ich wies sie noch auf informative Seiten im  Netz hin.

 

Ich bin im Keller und füttere. – Da kommt ein Anruf: Igel mit dickem Gesicht gefunden! Also – her damit! Es ist ein Weibchen; mit Sicherheit ins Gesicht gebissen worden. Es sieht wirklich schlimm aus; alles verschorft und eitrig. Die Augen sind zunächst nicht zu sehen. Natürlich kriege ich sofort keinen Tierarzt. Also was tun? Verbotene Sachen –Schmerzmittel, Antibiose...? Für solche Notfälle hat mir die Tierärztin etwas an die Hand gegeben. Jaaaa, ... Mittwoch darf ich schon kommen. Ich hab‘ mal wieder sooooo einen Hals. Klar bringen Igel mehr Flöhe als Mäuse (Geld) in die Praxis. Die Flöhe sind doch längst von mir entfernt! Ein verletztes Tier so lange warten zu lassen, ist für mich Anlass, „meine Stacheln aufzustellen“!

Noch ein Anruf: Auf der Terrasse zwei junge Igel, sitzen am Katzenfutter, könnten da nicht bleiben. Oh neeeeee! Herr, schmeiß Hirn – aber triff auch!!!! Aufklärung freundlich, aber bestimmt und in Frieden das Telefongespräch beendet. So und nun geht meine Igelmama mit ihren 4 Kindern raus ins Auswilderungs-gehge. Und dann is nu mal Feierabend – hoffe ich – aber man weiß ja nie!!!!!!!!!!!

 Trennlinie 15

© Karin Oehl

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