Tod und Tränen
Einsam steht er in der Gasse,
dicht beim Tor zur Unterwelt.
In der Hand hat er Erlasse,
wer nun zu den Toten zählt.
derer, die im Sterben liegen.
Jammervolle Abschiedsdramen,
weil sie doch das Leben lieben.
Langsam schreitet er zur Tat.
Leise klingen seine Schritte
in der Nacht die sein Legat,
setzt er sorgsam seine Schnitte.
Tiefe Wunden bluten lange.
Todesschreie trägt der Wind.
Fast hört er nicht mehr am Klange,
ob es Greis ist oder Kind.
Einsam sitzt ein schwarzer Engel,
der vom Glauben abgeschweift
Hört von Ferne das Gedengel
als der Tod die Sense schleift.
Rote Tränen rinnen langsam
auf den Weg zur Ewigkeit.
Jede Träne ist wie Balsam
für des Engels Seelenleid.
Langsam nähert sich der Schnitter,
müde ist der Sensemann
und der Engel schaut so bitter:
„Nun Herr Tod bin ich wohl dran?“
Sanft streicht Meisters Hand die Tränen
von den Wangen, die so bleich.
„Wohl gefällt es mir Dein Sehnen
nach dem dunklen Schattenreich.
Darum lass ich Dir das Leben,
weine bis an's End' der Zeit.
Geb Dir meinen Todessegen,
auf dem Weg zur Ewigkeit!“