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Ich war da

Ich war da

Ich war da

Es ist doch noch wahr geworden,

was ich so verhindern wollt,

das, was ich als Kind verloren,

direkt vor Augen aufgerollt.

 

Eingeschlossen, fest umfangen

hielt ich die Erinnerung,

niemand sollte das erlangen,

welches heißt Bewältigung.

 

Dies war meine Art zu leben,

fertig werden mit der Not,

nach außen hin sich heile geben,

es gab mehr als wenig Brot.

 

Nur wenn keiner mich bedrängte,

weit und breit kein Mensch zu seh’n,

und die Seele sich arg kränkte,

konnte es gescheh’n,

 

dass ich meinen Blick hinein ließ,

kurz nur und so gar nicht tief

in ein Kinderparadies,

das mich viel zu früh entließ.

 

Zu gut kenn’ ich’s, hab’ noch Bilder,

ja, das gibt’s doch nich’,

dort sind Vati, Mutti und drei Kinder,

und eins davon bin ich.

 

Ach, wie lang ist es schon her,

als wir aus dem Land vertrieben,

Vater sah ich niemals mehr,

wo ist er verblieben?

 

Mutter hat für uns gesorgt,

hat sich Müh’ gegeben,

auch ihr Dasein war geborgt,

durfte nicht mehr leben.

 

Das nun sollte Heimat sein,

sie konnt’ nichts dafür,

als Touristin kam ich leis’,

schloss auch wieder zu die Tür.

 

Habe vieles schon besichtigt,

warum das nicht noch dazu?

Hab’ in vielem mich berichtigt,

finde überall mein’ Ruh’.

 

Allen ist es so ergangen,

wurden nicht erst lang gefragt,

haben Neues angefangen,

mancher hat sich sehr geplagt.

 

Die Zeit heilt viele böse Wunden,

ein schönes Leben tut sich auf,

man hat den richt’gen Weg gefunden

und häufig legt das Glück noch eines drauf.

 Trennlinie 15

© Margit Farwig    1990 

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