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Eine lange Geschichte...

Eine lange Geschichte...

Jung waren wir, hatten Pläne, zusammen bleiben wollten wir. Dennoch , oder gerade deshalb, zog es uns aus der Heimatstadt fort. Zufällig landete mein Mann, den die Bundeswehr nicht wollte, in Köln bei Ford. Dort verdiente er schon am Anfang mehr als in der Heimat und unser Ziel, ein eigenes Haus erschien uns umso realistischer. Also Fernbeziehung, ich ging aufs Land , er in die Stadt. Ford unterhielt, weil viele Mitarbeiter aus Flüchtlingsfamilien kamen, Ledigenwohnheime in der Stadt. Das war günstig und für einen jungen Menschen eine interessante Erfahrung. Ford sorgte für Weiterbildung in der Fima und auch für ein interessantes Angebot für die Wohnheimbewohner. Auch Fremdfirmen gab es bei Ford diese übernahmen viele Funktionen bei Ford, die Polsterei zum Beispiel und viele andere Tätigkeiten.

Im Nachbarort, wo wir  später bauten, gab es die sogenannte Ford-Siedlung, sozialer Wohnungsbau, der vielen Mitarbeitern später  noch als Sprungbrett für ein Eigenheim diente. Es waren die Zeiten des Aufbruches, quasi eine sichere Bank. Viele Kölner mochten dort nicht arbeiten wegen des drei Schicht Modells,  aber die Flüchtlinge und Vertriebenen rissen sich um die Jobs, so konnten sie sich mit viel Fleiß bald ein besseres Leben erarbeiten. Natürlich gab es auch mal Krisen, aber selten Streiks oder Kurzarbeit, es war nie existenzbedrohend. Es gab Modellwechsel, die mal mehr mal weniger gut  verkäuflich waren, Ein Renner war der Kleinwagen  Fiesta..

Neue Werke wurden gebaut,  mein Mann war auch dabei, als in Spanien das neue Werk gebaut wurde eine tolle Abwechslung im langen Berufsleben, verbunden mit guten Sozialleistungen, unter anderem ein Heimflug alle zwei Wochen. Schon lange Jahre gibt es keine ausgelagerten Lehrgänge mehr, die Wohnheime sind umgewandelt in normale Mietwohnungen. Viele Sozialleistungen wie Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld wurden gekürzt oder eingestellt.

Die Betriebskrankenkasse ging in einen große Betriebskrankenkassenverband auf.Die Wohnungen der sogenannten Ford-Siedlung sind längst Eigentumswohnungen geworden oder werden derzeit abgerissen.Ford, von Amerika aus gesteuert,  war nicht so begeistert, vom Erfolg der Kleinwagen, warfen doch diese  nicht so viel Gewinn ab wie gewünscht. Nun ist alles anders geworden.

Politisch gewollt ist der Ausstieg aus der Zeit mit den umweltschädigenden Verbrennern. Aber andere Autofirmen waren schneller, eine völlig verfehlte Modellpolitik,  führte jetzt zu einer bedrohlichen Situation. Die war schon lange vorher gegeben, denn einige Werke in England, Belgien waren bis zu diesem Zeitpunkt schon geschlossen. Köln, das alte Stammwerk stand noch, wie ein Fels in der Brandung, weil viele wichtige Abteilungen dort angesiedelt sind. Aber nun wird es endgültig brenzlich!Seit Monaten  Kurzarbeit , das  große Modell will kaum jemand kaufen, Benziner werden nicht mehr gebaut.Die Preise für die E-Autos sind viel zu hoch, die Reichweite noch längst nicht zufriedenstellend und die Infrastruktur der Ladestationen und die Ladedauer ist noch immer in  der Entwicklung und längst nicht ausgereift. Der Wiederverkaufswert der Autos ist schlecht, denn wenn die Batterie  nicht mehr frisch ist, ist ein Wechsel unglaublich teuer.Dazu kommt, dass die Umweltverträglichkeit besonders bei der Herstellung und Entsorgung, auch beim Recycling noch nicht wirklich hält, was die Hersteller versprechen.

Alles in Allem noch eine Frühgeburt, die Sache mit den Elektroautos. Und die Mitarbeiter in Köln und nicht nur die, sondern auch die Rentner sind in großer Sorge. Alternativen gibt es für ein solches Werk nicht so schnell und nicht so am Ort. Ja, wir haben noch die guten Zeiten erlebt , die nächste Generation hat mächtig Probleme.

© Karin Oehl

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