Liebes Pflegefrauchen

Liebes Pflegefrauchen,

nun bin ich schon bald ein Jahr in meinem neuen Zuhause und ich wollte mich mal bei Dir melden.

Mein Herrchen ist weg; ich weiß von Frauchen, dass er bei Dir ist.
Wenn ich hier im Ort mit Frauchen spazieren gehen muss, ist es nicht annähernd so schön wie mit Herrchen im Wald, wo wir auch seltener Hunde sehen. Da bin ich nämlich so unsicher, dass ich immer schreien und an der Leine tanzen muß, bis der Hund vorbei ist. Irgendwie habe ich meinen Leuten noch nicht klar machen können, warum das so ist. Aber ich bin sicher, dass ich hier absolut zuhause bin und alle mich so lieben, wie ich bin, auch mit meiner Macke.
Aber nun noch mal von Anfang an:
Also: Erst mal wollten die mir hier ein Körbchen anbieten –neeeeeeeeeee, das mochte ich nicht, auch nicht an anderer Stelle.
Ich war so verunsichert, ich wollte mein neues Frauchen auch in der Nacht ganz nah bei mir haben. Und ich habe es geschafft: Ich bin jetzt ihre Bettwanze.

Ich muss Dir noch was erzählen: Jeden Morgen gibt es früh Frühstück für uns Tiere – lecker kann ich Dir sagen!
Und dann dürfen wir in den Garten, Pipi machen. Das tut gut, wenn man mit voller Blase nicht so lange warten muss.
Ich durfte schon früh allein in den Garten – ich weiß, ich darf nicht zum Nachbarn rüber und ich muss schnell wieder reinkommen.
Charly , dieser komische Pekinese, geht ja auch immer mit mir raus und passt auf … Ach weißt Du,  manchmal ist es ganz gut, einen Hundekumpel zu haben; wir spielen auch fangen und raufen miteinander, aber manchmal nervt mich der Kerl, der
dauernd so agressiv sein Spielzeug schüttelt.

Frauchen und Herrchen knuddeln oft mit uns beiden. Und Herrchen geht jeden Morgen eine ausgiebige Morgenrunde mit uns.
Dann können meine Leute ruhig arbeiten, wir sind dann ganz lieb, verdauen und träumen auch noch ein bisschen.
Wenn es mittags in der Küche  losgeht, muss ich mal nachgucken, ob für mich was abfällt. Manchmal habe ich ja Glück, meinen treuen Augen kann Frauchen so gar nicht widerstehen. Ja, und dann haben wir auch meist ganz liebe Unterhaltungen von Mensch zu Hund und viele Streicheleinheiten.

Und wenn mir danach ist, bringe ich  das Bällchen und dann geht die Post hier ab. Wenn mein Herrchen ein Nickerchen macht, bin ich ganz lieb, aber wenn der wieder auf der Bildfläche erscheint, dann sage ich dem schon, was ich will: nämlich dass er sofort mit uns raus und sich nicht lange mit Vorrede aufhalten soll . Das zeige ich dann schon unmissverständlich. Er hört ja auch auf uns; das ist ja mal guuuuuuuuut und Frauchen nehmen wir meistens mit.

Im Wald, weißt Du, wenn die Luft rein ist, dann darf ich von der Leine. Hier bin ich Hund, hier darf ich es sein. Überall schnüffeln und rennen. Natürlich gucke ich immer mal zurück zu Herrchen und Frauchen; ich weiß ja, die haben immer ein Leckerli dabei, Das vergesse ich manchmal beim Schnüffeln, aber wenn ich mich daran erinnere  – hm … Da geht so einem Shitsu -Beagle wie mir das Herz auf.

Manchmal vesteckt Frauchen sich, aber ich weiß, dass sie hinter einem dicken Baum ist. Und sie lobt mich so, wenn ich sie gefunden habe! Du glaubst es nicht, wie viel interessante Neuigkeiten die Nachrichtenbäume so zu vermelden haben. Ich kenne die meisten davon schon, obwohl wir immer wieder auch andere Wege gehen.
Wenn Herrchen nicht zuhause ist, wie jetzt, müssen wir hier in der Stadt gehen. So ein Mist: Es riecht nicht so gut, es ist zu laut und immer wieder kommen diese fremden Hunde, die ich doch nicht mag.  Das ist mir zu aufregend. Und dann die Leute, die sich nach mir umdrehen und ihre blöden Kommentare loslassen müssen.

Wehe es schellt hier , dann veranstalten Charly und ich ein ausgiebiges Konzert – aufpassen ist doch auch unsere Pflicht, nicht wahr? –,  aber sonst sind wir ganz ruhig und friedlich.

Als ich noch ganz neu war, musste ich hier zum Tierarzt. Blöde Sache, mir tat mir so der Bauch weh, aber Frauchen war ja da, die hat mir geholfen. Dann war es bald auch besser.Jetzt fehlt mir nix mehr. Ich bin fit wie ein Turnschuh, ein richtiges Miss Power Paket. Davon kann sich das kleine Krummbein mal was abschneiden. Aber für so was Merkwürdiges wie den hält er tapfer mit.

Die Abende sind hier auch immer schön.  Wir kriegen ein lecker Fütterchen, dann können wir gut schlafen. Ich habe meinen Stammplatz auf der Couch, passe auf die beiden auf, bis sie ins Bett gehen.  Dann muss ich mich beeilen, damit ich noch durch Charlys Bettchen zu Frauchen in die Federn springen kann.
Wenn er vor mir in seinem Körbchen ist, schimpft er mit mir und will mich nicht vorbeilassen. Der Piesepamel, mit seinem Napf, seinem Spielzeug und seinem Bettchen ist er verdammt eigen.

Alles in allem ist es sehr gut, dass Du mich hierher vermittelt hast, ich komme auch nicht zurück. Ganz sicher nicht. Mir geht es prima hier, das hast Du gut gemacht! Danke, Pflegefrauchen.

Viele Grüße an all die Hunde, die noch auf Ihre Leute warten, und Dir weiter ein glückliches Händchen bei der Vermittlung.
Liebe Grüße, Deine Gustel (früher Gucci)

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© Karin Oehl

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